Die Pittsburgh Penguins mit Mark Streit starten in der Nacht auf Donnerstag als Titelverteidiger in die NHL-Playoffs. Von den übrigen Schweizern ist in erster Linie Nino Niederreiter etwas zuzutrauen.
Als Mark Streit am 1. März von den Philadelphia Flyers via die Tampa Bay Lightning zu den Pittsburgh Penguins getradet wurde, war das für ihn zunächst ein Schock. Rasch erkannte der 39-jährige Verteidiger aber, dass dieser Wechsel für ihn wohl die letzte Möglichkeit darstellt, den Stanley Cup zu gewinnen und eine grandiose Karriere zu krönen. Streit bestritt in der NHL bisher erst 31 Playoff-Spiele und überstand einzig 2008 mit den Montreal Canadiens die erste Runde. Deshalb stimmte er dem Transfer zu, obwohl Pittsburgh nicht auf seiner vor der Saison definierten Liste jener zehn Teams stand, zu denen er würde wechseln wollen.
Während Philadelphia die Playoffs verpasste, schloss Pittsburgh die Qualifikation als zweitbeste Mannschaft hinter den Washington Capitals ab. Ein Team mit Spielern wie Sidney Crosby oder Jewgeni Malkin besitzt immer eine Chance, den Pokal in die Höhe zu stemmen, auch wenn es letztmals den Detroit Red Wings im Jahr 1998 gelungen ist, den Titel erfolgreich zu verteidigen. Allerdings müssen die Penguins in der entscheidenden Meisterschaftphase auf ihren besten Defensivspieler, Kris Letang (Bandscheibenvorfall im Hals), verzichten. Für Streit könnte das jedoch positiv sein, da er ein Wackelkandidat ist. Er dürfte bestenfalls im dritten Verteidiger-Paar zum Zug kommen.
Pittsburgh trifft in den Achtelfinals auf die Columbus Blue Jackets, die viertbeste Equipe der Regular Season. Das liegt daran, dass die Metropolitan Division die mit Abstand stärkste Division ist. Die ersten vier Mannschaften holten allesamt mehr als 100 Punkte. Insgesamt überboten neun Teams diese Marke. Allerdings verfügt Columbus nur über wenig Playoff-Erfahrung, waren doch die Blue Jackets einzig 2009 und 2014 in der entscheidenden Meisterschaftsphase dabei und schieden sie beide Male in der ersten Runde aus. Vor drei Jahren unterlagen sie den Penguins mit 2:4 Siegen. «In Pittsburgh spielen zu dürfen ist eine sehr aufregende Herausforderung für mich», sagte Streit. «Das ist eine technisch herausragende Mannschaft mit sehr viel Potenzial.»
Niederreiter: «Wir haben einen guten Mix»
Auch die Minnesota Wild mit Nino Niederreiter blicken auf eine gute Qualifikation zurück. Sie holten so viele Punkte (106) wie noch nie in ihrer Geschichte. Einzig die Chicago Blackhawks waren in der Western Conference besser. Nach einem schwachen März mit nur vier Siegen in 16 Partien fing sich Minnesota wieder. Die letzten vier Partien wurden allesamt gewonnen. Gegner in den Achtelfinals sind die St. Louis Blues. Der letztjährige Halbfinalist, der 15 der letzten 19 Spiele für sich entschieden hat, wird von Mike Yeo gecoacht, der im Februar 2016 bei Minnesota entlassen worden war.
Die Wild und Blues trafen bereits in den Playoffs 2015 aufeinander. Damals setzte sich Minnesota 4:2 durch. Niederreiter hat daran gute Erinnerungen, schoss er doch in dieser Serie drei Treffer, darunter das entscheidende Tor in der wichtigen fünften Begegnung. Insgesamt hat er in den NHL-Playoffs schon drei entscheidende Tore erzielt, womit er der Rekordhalter in der Geschichte der Franchise ist.
Wie Minnesota überzeugte auch Niederreiter in dieser Saison. Der Churer Stürmer erzielt mit 25 Toren und 32 Assists eine persönliche Bestmarke und war damit in der teaminternen Hierarchie die Nummer 4. In der Saison zuvor waren ihm in der Qualifikation 43 Punkte (20 Treffer) gelungen. «Das Ziel ist, alle Jahre besser zu werden», so Niederreiter pragmatisch. «Ich hatte einen guten Sommer. Ich bin auf dem Eis wendiger.» Nun will er auch mit dem Team den nächsten Schritt machen. Die Wild kamen noch nie über die Halbfinals hinaus; diese erreichten sie einzig bei der Playoff-Premiere 2003. Seither entschied Minnesota bloss noch zwei von acht Serien für sich.
«Wir haben einen guten Mix aus jungen und älteren Spielern», sagte Niederreiter und fuhr fort: «Wir sind nicht das grösste und physischte Team, dafür sind wir läuferisch und defensiv sehr gut. Damit kann man viel erreichen in dieser Liga.» Insofern träumt er auch ab und zu vom grossen Triumph. «Ich machte mir schon ein paar Mal Gedanken, was wäre wenn.»
Weber: «Haben alle Elemente, um weit zu kommen»
Vor einer sehr schwierigen Aufgabe stehen die Nashville Predators mit den Schweizern Roman Josi, Kevin Fiala und Yannick Weber gegen Chicago. Die Blackhawks holten seit 2010 dreimal den Stanley Cup und sind die erfolgreichste Organisation in diesem Zeitraum. Mit dem Ex-Bieler Patrick Kane, Captain Jonathan Toews, Marian Hossa und Duncan Keith sind vier Schlüsselspieler der drei Titelgewinne immer noch dabei. Die Erfahrung ist also riesig. Zudem ging nur eine der zwölf Serien unter Headcoach Joel Quenneville verloren, in der Chicago Heimvorteil genoss.
Derweil qualifizierte sich Nashville bei neun Playoff-Teilnahmen bloss dreimal für die Viertelfinals. Im vergangenen Jahr fehlte allerdings nur ein Sieg zum Einzug in die Halbfinals. 2010 und 2015 schieden die Predators mit 2:4 Siegen in der ersten Runde gegen Chicago aus. In dieser Saison gingen vier von fünf Partien gegen die Blackhawks verloren. Allerdings hatte Nashville auch sehr gute Phasen. «Wir als Team haben immer grosse Erwartungen an uns selber», erklärte Josi. Weber, der zuletzt verletzt war, aber wieder auf dem Eis steht, ergänzte: «Wir haben alle Elemente, die es braucht, um weit zu kommen.»
Das hätten auch San Jose Sharks, der Finalist der vergangenen Saison und das Team von Tim Meier. Allerdings fehlten zuletzt die Schlüsselspieler Joe Thornton und Logan Couture, bei denen von Tag zu Tag geschaut wird, ob sie einsatzfähig sind. Die Kalifornier bekommen es mit den Edmonton Oilers zu tun, die erstmals seit 2006 wieder die Playoffs erreicht haben und von Liga-Topskorer Connor McDavid angeführt werden.