Portugal ist zum ersten Mal Europameister. Es schlug im Final Gastgeber Frankreich 1:0 nach Verlängerung. Und dies, obwohl es früh den Captain Cristiano Ronaldo verlor.
Er hat ihn: Cristiano Ronaldo stemmt den Pokal der Europameisterschaft.
(Bild: Reuters)Es ist der EM-Titel für Portugal und der erste Titel mit der Nationalmannschaft für Ronaldo.
(Bild: Reuters)Die Bank ist kaum mehr zu halten, als wenige Minuten vor dem Ende der Sieg sich abzeichnet.
(Bild: Reuters)Am Ende feiern sie – Pepe mit Torhüter Rui Patricio.
(Bild: Reuters)Das Leid der Franzosen ist eine andere Geschichte dieses Abends.
(Bild: Reuters)Antoine Griezmann, bis im Halbfinal noch gefeierter Franzose, geht leer aus.
(Bild: Reuters)Didier Deschamps, Frankreichs Trainer, ebenfalls.
(Bild: Reuters)Am Anfang steht diese Szene, die das ganze Spiel auf den Kopf zu stellen scheint: Ronaldo wird von Dimitri Payet (rechts) gefoult.
(Bild: Reuters)Ronaldo wird das Knie einbandagiert.
(Bild: Reuters)Und damit versucht es der Mann von Real Madrid nochmals.
(Bild: Reuters)Das Siegestor schoss Eder, der 28-jährige Stürmer vom OSC Lille, in der 109. Minute. Er erwischte mit seinem Schuss den zuvor im Turnier tadellosen Hugo Lloris und entschied die Partie damit zugunsten der Lusitaner. Der Treffer der Portugiesen hatte sich angekündigt. Eine Minute vor dem Lucky Punch des Jokers hatte Raphaël Guerreiro einen Freistoss an die Lattenunterkante gesetzt.
So jubelten am Ende die Portugiesen, nachdem der Final aus ihrer Sicht mit einem Horrorszenario begonnen hatte. Das Drama, das den weiteren Verlauf des Finals massiv beeinflusste, hatte sich in der 8. Minute ereignet, als Dimitri Payet nahe der Mittellinie mit einem harten Tackling, das von Schiedsrichter Mark Clattenburg nicht geahndet wurde, Cristiano Ronaldos Standbein traf, der sich dabei eine Verletzung am linken Knie zuzog.
Der portugiesische Captain versuchte zwar alles, um weiterspielen, liess sich zweimal behandeln und das Knie einbandagieren, nach 25 Minuten musste er aber eingestehen, dass es nicht mehr geht. Ronaldo weinte bittere Tränen, als er unter aufmunterndem Applaus des Publikums mit einer Bahre vom Feld des Stade de France getragen werden musste.
Portugal wankt nach Ronaldos Auswechslung, fällt aber nicht
Die Portugiesen brauchten einige Minuten, bis sie den Schock des Ausfalls ihres Superstars verdauten hatten. Sie fingen sich auf und wehrten sich mit allen Mitteln gegen die starke französische Offensive. Sie wankten in der zweiten Halbzeit, fielen aber nicht. Und als beim Gastgeber die Kräfte nachliessen, schlugen sie gnadenlos zu. Das Team von Fernando Santos hatte zwar deutlich weniger zum unterhaltsamen Final beigetragen, es verdiente sich den Titel aber dank einer leidenschaftlichen und solidarischen Mannschaftsleistung.
Frankreich hingegen verlor erstmals nach 18 Spielen an einer Endrunde im eigenen Land wieder eine Partie, nachdem es 1984 den EM-Titel und 1998 den WM-Titel ohne Niederlage errungen hatte. Das Heimteam hätte die Partie in der regulären Spielzeit zu seinen Gunsten entscheiden müssen, als es die bessere Mannschaft war und sich ein deutliches Chancenplus erspielte.
Pfostenschuss Sekunden vor der Verlängerung
Der eingewechselte Pierre-André Gignac hatte in der Nachspielzeit den Matchball auf dem Fuss, als der Stürmer, der beim mexikanischen Klub Tigres Monterrey unter Vertrag steht, Pepe am Fünfmeterraum austanzte, mit seinem Schuss aber nur den Innenpfosten traf. Zuvor hatten Antoine Griezmann (66.), Olivier Giroud (75.) und Moussa Sissoko (84.) erstklassige Chancen ausgelassen oder waren am starken Rui Patricio im portugiesischen Tor gescheitert.
Der Final, der eine Stunde unter dem Schock des Ausfalls Ronaldos gestanden hatte, hatte erst mit der Einwechslung von Kingsley Coman so richtig Fahrt aufgenommen. Der Flügelstürmer von Bayern München brachte das zwischenzeitlich erlahmte Angriffsspiel des Heimteams wieder in Schwung und leitete mehrere gefährliche Aktionen ein.
Bereits in der Startphase hatten sich «Les Bleus» einige Chancen erarbeitet. Sie waren mit Schwung in die Partie gestartet und kamen früh zu ersten guten Torchancen. Rui Patricio – neben Eder der portugiesische Matchwinner – war aber sowohl bei den Kopfbällen von Griezmann und Giroud (10.) als auch beim Schuss von Sissoko (33.) zur Stelle. Sissoko war lange Zeit der auffälligste Spieler des Gastgebers gewesen und stellte die Abwehr Portugals mit seinen dynamischen Vorstössen gelegentlich vor Probleme.
Portugal – Frankreich 1:0 (0:0) n.V.
Stade de France, Saint-Denis. – 75’868 Zuschauer. – SR Clattenburg (ENG).
Tor: 109. Eder (Weitschuss) 1:0.
Portugal: Rui Patricio; Cédric, Pepe, José Fonte, Guerreiro; William Carvalho; Sanches (79. Eder), Adrien Silva (66. João Moutinho), João Mario; Nani, Ronaldo (25. Quaresma).
Frankreich: Lloris; Sagna, Koscielny, Umtiti, Evra; Pogba, Matuidi; Sissoko (110. Martial), Griezmann, Payet (58. Coman); Giroud (78. Gignac).
Bemerkungen: Beide Teams komplett. 25. Ronaldo mit einer Knieverletzung ausgeschieden. Pfostenschuss: 90. (90.+2) Gignac. Lattenschuss: 108. Guerreiro (Freistoss).
Verwarnungen: 34. Cédric (Foul), 62. João Mario (Foul), 80. Umtiti (Foul), 95. Guerreiro (Foul), 97. Matuidi (Foul), 98. William Carvalho (Foul), 115. Pogba (Foul), 119. José Fonte (Unsportlichkeit), 123. Rui Patricio (Spielverzögerung).