Demenz ist zum Schrecken des Alters geworden. Eine Heilung ist nicht in Sicht. Und je älter die Menschen werden, desto mehr Betroffene wird es geben. Wird die Gesellschaft ihre Pflege organisieren können?
Die Zahl der Demenzkranken wird sich nach dem neuen Weltalzheimer-Bericht bis zum Jahr 2050 mehr als verdreifachen: auf 115 Millionen Menschen. Derzeit gebe es weltweit rund 35 Millionen Betroffene, heisst es im Report des Internationalen Alzheimerverbandes in London, dem Zusammenschluss 79 nationaler Gesellschaften.
Mit der weiter steigenden Zahl älterer und pflegebedürftiger Menschen werde Demenz zu einer der grössten Herausforderungen für die Gesundheitssysteme. Gerüstet sehen die Autoren die Länder dafür noch nicht. Der Bericht erscheint anlässlich des Weltalzheimertags am 21. September.
Horrorszenario Demenz
Die Demenz ist für viele Menschen ein Horrorszenario. Unrealistisch sind solche Ängste nicht: 2050 rechnen die Autoren des Weltalzheimer-Berichts global mit 277 Millionen hilfsbedürftigen älteren Menschen, die lange Jahre auf Unterstützung angewiesen sein werden.
Zum Vergleich: Heute sind es 101 Millionen. In der Schweiz leiden über 100’000 Menschen an Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz. Es sei anzunehmen, dass auch künftig rund die Hälfte der Pflegebedürftigen mit steigendem Alter eine Demenz entwickle – darunter bis zu 80 Prozent der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, heisst es im Report.
Nicht vorbereitet
Auf all diese Veränderungen habe sich bisher kaum ein Land wirklich eingestellt, heisst es im Report. Es fehle an Langzeit-Strategien und Finanzpolstern.
Bereits heute belaufen sich die weltweiten Pflege- und Behandlungskosten für Demenzkranke laut Bericht auf rund 600 Milliarden US-Dollar (554 Milliarden Franken). Das entspreche rund einem Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Und es dürfte mit steigenden Fallzahlen künftig erheblich teurer werden.
«Verglichen mit anderen Langzeit-Pflegebedürftigen brauchen Menschen mit Demenz deutlich mehr Betreuung und Zuwendung», sagt Martin Prince, Psychiater und Mitautor des Berichts von der Londoner Universität King’s College. Angehörige müssten deshalb noch besser unterstützt und professionelle Pflegekräfte deutlich besser bezahlt werden.