Das jüdisch-christliche Kulturerbe in den «Judendörfern» Endingen und Lengnau im Kanton Aargau soll der Öffentlichkeit näher gebracht werden. Der Kanton, die Einwohnergemeinden und jüdische Organisationen wollen bis 2015 ein entsprechendes Konzept ausarbeiten.
Dieses solle Formen einer lebendigen und authentischen Vermittlung an den Originalschauplätzen aufzeigen, teilte die Aargauer Staatskanzlei am Freitag mit.
Die «Judendörfer» – sie liegen an der Landesgrenze zu Deutschland – waren für die Emanzipation der Schweizer Juden im 19. Jahrhundert wichtig. Endingen und Lengnau verfügen über ein reiches jüdisches Kulturerbe sowie über Zeugnisse des Zusammenlebens von Juden und Christen.
Nach ihrer Vertreibung aus den eidgenössischen Orten hatten sich die Schweizer Juden seit dem Jahr 1776 nur noch in Endingen und Lengnau niederlassen dürfen. Hier lebten Juden und Christen Tür an Tür. Im 19. Jahrhundert waren die beiden Surbtaler Dörfer Schauplatz des Ringens um rechtliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung.
Nach der Erlangung der Gleichstellung und der Niederlassungsfreiheit im Aargau 1874 wanderten viele jüdische Familien in die Städte ab. Heute leben nur noch wenige Juden und Jüdinnen in Endingen und Lengnau.
Viele besuchen den Jüdischen Kulturweg
Die «Judendörfer» verfügen mit den beiden Synagogen, den Badehäusern und der dörflichen Topographie über ein reiches kulturhistorisches Erbe. Der zwischen den beiden Dörfern liegende jüdische Friedhof gilt als einer der schönsten der Schweiz.
Seit 2009 besteht ein jüdischer Kulturweg, der über die Geschichte der Dörfer informiert. Der Weg zieht nach Angaben der Aargauer Staatskanzlei jedes Jahr mehrere tausend Besucher aus der Schweiz und dem Ausland an. Der überwiegende Teil der Interessierten sei nicht jüdischen Glaubens.