Kultwerk #123: Vier Fäuste für ein Halleluja

Er war der Blonde mit der grossen Klappe neben dem Bärtigen mit der wuchtigen Statur. Gemeinsam mit Bud Spencer prügelte sich Terence Hill durch eine schlagkräftige Karriere. Am 29. März wird er 75 Jahre alt.

Duo Infernale: Bud Spencer und Terence Hill.

Er war der Blonde mit der grossen Klappe neben dem Bärtigen mit der wuchtigen Statur. Gemeinsam mit Bud Spencer prügelte sich Terence Hill durch eine schlagkräftige Karriere. Am 29. März wird er 75 Jahre alt.

Fäuste pflasterten ihren Weg. Der eine mit stahlblauen Augen, cleverem Schneid und lockerer Klappe, der andere mit gutmütiger Brummstimme, opulenter Statur und jovialer Freude an einer gut gedeckten Tafel. Gemeinsam erhofft sich das ungleiche Brüderpaar, ein kleines Vermögen zu ergaunern. In den Weg kommt ihnen dabei in der Regel ein lokaler Mafiaboss oder der Chef einer mexikanischen Räuberbande, deren Häscher mit ein paar tüchtigen Hieben aus der Bahn geworfen werden. Am Ende verlieren die beiden ihre Beute – ob ein Sack voll Gold oder auch nur eine Pfanne Bohnen – an ihre eigene Gutmütigkeit.

Mit diesem schlagsicheren Modell-Plot sind Mario Girotti und Carlo Pedersoli in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren zum erfolgreichsten Slapstick-Duo des europäischen Films geworden. Allerdings unter ihren für die Leinwand entworfenen Künstlernamen: Terence Hill und Bud Spencer.

In Deutschland erfolgreicher als «Star Wars»

«Vier Fäuste für ein Halleluja» (im italienischen Original «…continuavano a chiamarlo Trinità»), erschienen 1972, war die fünfte Zusammenarbeit von Hill und Spencer und die erfolgreichste: In Deutschland zog der Film über 12 Millionen Besucher ins Kino, mehr als «Star Wars» oder «Der Herr der Ringe».

Die «vier Fäuste» ziehen im Wilden Westen aus, um Viehdiebstahl und Postkutschenüberfall zu lernen, nutzen jedoch ihre Schlagfertigkeit, um Armen (einer Siedlerfamilie) aus der Patsche und Ganoven (einem Revolverhelden, der die Missionare erpresst) ins Gefängnis zu helfen. Unterbrochen werden die sporadischen und nicht immer kohärenten Handlungssequenzen von fröhlichen Prügeleien, inklusive doppelten Backpflaumen mit ausgestreckten Armen und dem Dampfhammer-Schlag auf den Kopf.

Wie immer – auch das gehört zu ihrem Genre – gibt es dabei keine Toten, fliesst kein Blut, und auch die Begegnungen mit dem anderen Geschlecht bleiben züchtig. Ein intimer Flirt mit der hübschen Siedlertochter kreist um den Dialog: «Wo fahrt ihr hin?» – «Nach Norden.» – «Aha. Eine wunderschöne Gegend.»

Für unseren Sprachraum zusätzlich veralbert

Das war nicht immer so: Die ersten drei Filme des Duos verneigten sich noch vor dem Italo-Western von Sergio Leone, anstatt ihn nur zu parodieren. In «Vier für ein Ave Maria» trat mit Eli Wallach ein Schauspieler auf, der in der Rolle des Tuco zwei Jahre zuvor noch in einem Leone-Film zu sehen war, Duelle wurden mit Colts geregelt, die Dialoge waren finsterer. Allerdings hatte sich bereits da das komödiantische Potenzial von Spencer/Hill gezeigt, sodass die frühen Filme später fürs deutsche Kino, ihren Hauptmarkt, nachsynchronisiert und stellenweise arg veralbert wurden.

Auch «Vier Fäuste für ein Halleluja» war in zwei Fassungen zu sehen: Die Kinoversion kam mit mehr Gewalt und weniger Dialogklamauk aus, in der bekannteren und gekürzten Fernsehversion war Spencer zum geistig beschränkten Haudrauf degradiert («Machst du das nochmal, mach ich aus deinen Ohren Wäschetrockner»), während Hill zu einem schnoddrigen Grossmaul entwickelt wurde.

Das funktionierte 15 Filme lang meist hervorragend, ab den 1980er-Jahren sank dann ihr Stern. Zehn Jahre nach ihrem letzten Film, kamen sie 1994 für «The Troublemaker» noch einmal zusammen, aber das Kino hatte sich geändert, ebenso der Humor: Das zugespitzte kindergerechte Geplapper und die harmlosen Raufereien fanden kein Publikum mehr.

 

Terence Hill wird 75 Jahre alt

Ein Italiener, der aussieht wie ein Deutscher – und zur Hälfte auch einer ist. Seine Kindheit verbrachte Mario Girotti in Dresden, der Heimat seiner Mutter, wo er die Bombardierung der Stadt überlebte. Danach zog die Familie in die Heimat des Vaters, wo Girotti während der Ära des Spaghetti-Western seinen Filmnamen Terence Hill annahm.
Der Wilde Westen war meist seine schauspielerische Heimat: Er trat in den deutschen Winnetou-Filmen auf, spielte für Sergio Leone den «Nobody» und produzierte eine Verfilmungsreihe der Abenteuer des Comic-Cowboy Lucky Luke. Am 29. März 2014 feiert Girotti, der heute in den USA lebt, seinen 75. Geburtstag.

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