Batman ist weder aus dem All noch sonstwie mit Superkräften bestückt – und lächeln tut er kaum. Dennoch ist dieser menschlichste aller Superhelden auch mit 75 noch aktiv. Alles Gute fürs nächste Gefecht, das in zwei Jahren ansteht.
Solange er was zu rächen hat, wird Gotham City nicht fallen – Batman wird 75. Seinen ersten Auftritt hatte der Comic-Held 1939 in der Mai-Ausgabe der Comicserie «Detective Comics», der am längsten durchgehend erschienenen Comic-Reihe der USA. Ein rares Sammlerstück: Vor vier Jahren erzielte das Heft mit der Nummer 27 den rekordverdächtigen Auktionspreis von 1’075’000 Dollar.
In der Gründungsstory «The Case of the Chemical Syndicate» geht der Fledermausmann einer Verschwörung unter Wissenschaftlern auf den Grund und benötigt zur Lösung des Falles gerade mal sechs Seiten und ein paar Faustkämpfe – aber offenbar haben die Herausgeber das Potenzial der Figur erkannt: «Watch for a new thrilling Batman story next month», wirbt das letzte Panel.
Einige Grundzüge der Serie sind da bereits angelegt – das Doppelleben des jungen Playboy Bruce Wayne als Batman, die Freundschaft Waynes zum Polizeibeamten James Gordon, die grimmig-muskulöse Statur des Helden im Fledermauskostüm mit dem markanten Logo auf der Brust.
Widersprüchlicher Charakter
Nicht voraussehbar war, zu was für einem abgründigen, widersprüchlichen Charakter sich Batman noch entwickeln sollte – vor allem als Comicfigur, aber auch im Film. Mit der Zeit erhielt Batman/Wayne eine tragische Familiengeschichte, umgab ihn die dekadente Megapolis Gotham City, traf er auf feindlich gesinnte Superhelden und -schurken wie Superman, Catwoman, den Joker oder den Pinguin, bekam einen Gehilfen namens Robin und mit der Tochter seines alten Widersachers Ra’s al Ghul einen Sohn. Und nicht zuletzt baute er sich mit Hilfe seines Familienvermögens und der Unterstützung seines loyalen Butlers Alfred ein Arsenal einzigartiger Gimmicks.
Meilensteine waren die Graphic Novels von Frank Miller, der vor allem mit «The Dark Knight Returns» die angestaubte Figur kraftvoll in den Realismus zeichnete und ihn als düsteren, gealterten Anti-Helden neu entwarf – eine Stimmung, die noch die jüngsten Verfilmungen von Christopher Nolan prägte. Etwas aus der Art fällt die heute kultverdächtige Trashserie fürs amerikanische Fernsehen aus den Sechzigerjahren, in der Adam West in Stoffkleidchen durch die abstrusen Abenteuer hoppelte.
Ob als Pyjamaheld oder als grimmig-faschistoider Rächer, der sich selbst für seine Ideale über das Recht stellt – Batman wird auch mit 75 nicht so schnell verschwinden. Sein nächster Anflug ist bereits in den Startlöchern – «Batman vs. Superman» ist als Fortsetzung der jüngsten Superman-Verfilmung konzipiert und soll 2016 in den Kinos anlaufen. Kaum zu glauben, wenn man die reich bestückte Biografie des Geflügelten betrachtet, aber der Film hat tatsächlich eine Neuheit parat: Erstmals treten die beiden Superhelden auf der grossen Hollywood-Bühne gemeinsam auf.
Geboren 1916 in New York, wurde der junge Kane, Sohn jüdischer Einwanderer, im Studio von Will Eisner ausgebildet. Zusammen mit dem Szenaristen Bill Finger schuf er nach dem Erfolg von Superman einen Gegenhelden, der sich als Charakter für die damals populären düsteren Stoffe der Groschenliteratur eignen würde, und prägte damit von Anfang an den dunklen Charakter von Batman. Anders als bei den Erfindern anderer Comic-Superhelden fiel etwas vom Ruhm seiner Figur auf Kane zurück, als Batman im Fernsehen und in den späten Achtzigerjahren fürs Kino populär aufbereitet wurde und der Zeichner dabei beratend zur Seite stand. 1989 veröffentlichte er seine Autobiografie «Batman and Me». Er starb 1998.