Kultwerk #59: Dagobert Duck

65 Jahre, aber noch kein bisschen müde: Die reichste Ente der Welt pfeift aufs Rentnerdasein.

Nur Gold bringt Dagoberts Augen zum Leuchten. (Bild: zVg)

65 Jahre, aber noch kein bisschen müde: Die reichste Ente der Welt pfeift aufs Rentnerdasein.

Keiner ist reicher als er: Dagobert Duck. Fantastilliarden nennt der Erpel sein eigen – ein Vermögen, das er nur durch harte Arbeit und äusserste Sparsamkeit anhäufen konnte und das er in rauen Mengen in seinem Geldspeicher oben auf dem Hügel über Entenhausen hortet.

Gute Laune hat Dagobert Duck selten. Was wahrscheinlich daran liegt, dass er nur mehrfach gebrauchte Teebeutel in heis­ses Wasser taucht und trockenen Toast isst, weil sein Essensbudget nicht mehr hergeben soll. Sein Geld macht ihn nur dann glücklich, wenn er mit Badehose bekleidet von seinem Sprungbrett im Geldspeicher hüpft, um in den Bergen von Münzen zu baden. Unerbittlich wehrt er Angriffe auf sein Vermögen ab. Von den Panzerknackern, die es auf sein Gold abgesehen haben. Von Gundel Gaukeley, die nur seinen erstverdienten Zehner, seinen Glückszehner, will. Von Ausserirdischen. Von Unterirdischen. Vom Steueramt.

Nein, Geld allein macht eigentlich nicht glücklich, sondern ist Stressfaktor Nummer 1, das lehrt uns Dagobert Ducks Lebensgeschichte. Wen wundert es also, dass auch sein erster Auftritt von Griesgrämigkeit geprägt war. Damals, an Weihnachten 1947, als Carl Barks den Onkel von Donald Duck in der Geschichte «Die Mutprobe» zu seinem ersten Einsatz kommen liess.
Der Ur-Dagobert war mehr als nur ein Miesepeter – er war skrupellos, habgierig, manipulativ und machthungrig. Er gab ­sogar Geld aus, um an noch mehr Macht zu gelangen. Erst später, als auch andere Zeichner sich an den Ältesten der Ducks wagen, kommt es manchmal vor, dass er auch einen weichen Kern offenbart. Dann kommt ab und zu sogar seine Verehrerin Gitta Gans auf ihre Kosten.

65 Jahre verbringt Dagobert nun schon mit seinen liebsten Hobbys: dem Geld­zählen, dem Schatzsuchen und dem ­Quälen seines vom Pech geplagten Neffen Donald. Eigentlich wäre es Zeit, in Rente zu gehen. Doch was würde der chronische Work­aholic machen, wenn er nicht mehr die ­Gewinne seiner Firmen überwachen ­könnte? Seien wir realistisch: Dagobert Duck wird niemals Pensionär. Er wird ­weiterhin Frack, Zylinder, Gamaschen und Zwicker tragen und Goldmünzen ­zählen und küssen.

Don Rosa
Erfinder der Figur Dagobert Duck ist Carl Barks. Ein anderer jedoch hat dem reichsten Erpel der Welt eine Biografie ­gewidmet: Don Rosa, 1951 als Keno Don Hugo Rosa geboren, ein US-­Comictexter und -zeichner, der vor allem für seine ­Disney-Comics bekannt ist. Auf über 200 Seiten erzählt er in «Onkel Dagobert – sein Leben, seine Milliarden» die ­Lebensgeschichte Dagobert Ducks. Inspirieren lassen hat er sich dafür von den Geschichten von Carl Barks.

In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk vor, das in keiner Sammlung fehlen sollte.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 21.12.12

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