Kultwerk #64: The Pink Panther

Vor 50 Jahren revolutionierte «Der rosarote Panther» das Genre der Komödie – und noch viel mehr.

Eigentlich als Ensemble-Komödie gedacht – der Dauerbrenner «The Pink Panther» (1963). (Bild: Cinetext Bildarchiv)

Vor 50 Jahren revolutionierte «Der rosarote Panther» das Genre der Komödie – und noch viel mehr.

«The Pink Panther» mag einer der naheliegendsten Kandidaten für ein «Kultwerk» in der Sparte Komödie sein. Nicht nur, weil daraus mit insgesamt elf Folgen eine der erfolgreichsten Sequelreihen der Filmgeschichte entstand, nicht nur wegen Blake Edwards’ und Peter Sellers’ kon­genialer Zusammenarbeit in Regie und ­Figurenentwicklung, konkret: wegen dem tollpatschigen Inspector Clouseau, der ­eigentlich alles falsch macht, aber gerade deshalb am Ende alles richtig. Auch David Nivens ­Paraderolle als reicher Schönling – und phantomartiger Diamantendieb – wurde oft kopiert, aber selten erreicht.

Doch «The Pink Panther» war noch mehr als eine eindrückliche Leistung seines Regisseurs und dessen Hauptdarstellers. Denn dank der zum Klassiker mutierten Ouvertüre von Komponist Henry Mancini und der Begleitanimation von DePatie-­Freleng Enterprises, die den bis heute (nicht nur) bei Kindern abgöttisch geliebten Paulchen Panther erschufen, lebt die Komödie in Millionen Kinderstuben weiter.

Da mag es überraschen, wenn man sich nach vielen, vielen Jahren wieder einmal den ersten Film der Reihe zu Gemüte führt. Denn vieles von dem, was schliesslich für die Filmserie stehen sollte, ist hier höch­s­tens angedacht. So etwa die Rolle von ­Inspector Clouseau, der zwar bereits (vermeintlich) naiv und schusselig wirkt, aber keineswegs der Slapstick-König späterer Folgen ist.

Der englische Komiker Peter Sellers in der Rolle des französischen Kommissars sticht im ersten «Pink Panther» noch nicht dermassen hervor, handelt es sich doch um eine überaus gelungene ­Ensemble-Komödie, vergleichbar mit den ­späteren Heist-Movies der 1970er-Jahre. Ein Film, in dem zwei schöne, aber ­un­durchsichtige Frauen (Capucine als Clouseaus verschlagene Ehefrau Simone sowie Claudia Cardinale als Prinzessin Dala) einen entscheidenden Part spielen.

All dies macht ein Wiedersehen mit dem Meisterwerk auch 50 Jahre nach seiner Entstehung überaus reizvoll. Für Fans der Reihe lassen sich aufschlussreiche Schlüsse ziehen, wie aus dem Startschuss der Erfolgsserie ein weltweites Synonym für anspruchsvollen Slapstick entstehen konnte.

Für alle anderen löst sich ein für allemal die Frage nach der Herkunft des oft missverstandenen ­«Rosaroten Panthers». ­Gemeint ist damit nämlich keineswegs das Alter Ego des manchmal damenhaften ­Inspektors, sondern der leere Signifikant des Films: der gestohlene Diamant, in ­dessen Mitte bei genauem Hinsehen eine springende Raubkatze zu sehen ist.

Paulchen Panther

Paulchen Panther (Bild: Cinetext Bildarchiv)

Paulchen Panther Insbesondere im deutschen Sprachraum erlebte «Paulchen Panther» eine unglaubliche Erfolgskarriere – nicht zuletzt dank der vom deutschen Synchronsprecher Eberhard Storeck (Die Biene Maja, Wickie und die starken Männer) verfassten Off-Kommentare in Reimform, woraus auch der in die Alltagskultur übergegangene Klassiker «Wer hat an der Uhr gedreht?» entstand, der jeweils im Abspann zu sehen ist.

In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk vor, das in keiner Sammlung fehlen sollte.­

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25.01.13

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