Schauspieler Gert Fröbe würde am 25. Februar 100 Jahre alt. Unvergesslich ist er nicht nur als Goldfinger, sondern auch in seiner Rolle als Mörder im Dürrenmatt-Krimi «Es geschah am hellichten Tag».
Friedrich Dürrenmatt hatte just seine «alte Dame» die Theatersäle besuchen lassen und mit der Tragikomödie internationalen Erfolg gefeiert, als ihn 1957 die Anfrage erreichte, ob er sein Talent auch im Film unter Beweis stellen wolle. Dem Schweizer Film-Tycoon Lazar Wechsler schwebte vor, einen Krimi auf die Leinwand zu bringen, in dessen Zentrum die Jagd auf einen Triebtäter, einen Kindsmörder, stand. Dramatiker Dürrenmatt sagte zu und schrieb eine Vorlage, die er mit «Schrott geht bummern» und «Gott schlief am Vormittag» beschriftete. Beide Vorschläge wurden abgelehnt. Gut so. Denn der finale Titel wurde Dürrenmatts starkem Inhalt besser gerecht: «Es geschah am helllichten Tag». Die unheimliche, beklemmende Atmosphäre macht sich heute noch breit, wenn man sich diesen grossen Schweizer Film (mit damaligen Schauspiel-Stars wie Heinrich Gretler in Nebenrollen) anschaut.
Gert Fröbe
Am 25. Februar würde er 100 Jahre alt: Gert Fröbe. Der deutsche Schauspieler stand in über 100 Filmen vor der Kamera, am stärksten in Erinnerung geblieben ist er uns als Bösewicht, sei es als Kindermörder Schrott in «Es geschah am helllichten Tag» oder als «Goldfinger» im gleichnamigen Bond. Der Charakterdarsteller starb 1988 in München.
Im Zentrum der Geschichte: Dr. Matthäi, Ermittler bei der Zürcher Kantonspolizei (von Heinz Rühmann gespielt). Just vor seinem letzten Arbeitstag wird er nach Mägendorf gerufen, wo im Wald die Leiche eines Mädchens gefunden wurde. Wer ist der Mörder der achtjährigen Gritli Moser? Für den Mob im Dorf ist klar: Der Hausierer wars. In einem stundenlangen Verhör ringt ihm die Polizei ein Geständnis ab. Am nächsten Morgen wird er erhängt in der Zelle aufgefunden, der Fall ad acta gelegt. Matthäi aber kommt nicht zur Ruh. Er glaubt an einen Serientäter und verfolgt das Phantom auf eigene Faust weiter – wobei er ein Mädchen als Köder instrumentalisiert. Ein heikles Unterfangen, eine spannende Ausgangslage. Wer sich den Film gleich ansehen möchte, kein Problem:
Dürrenmatt entwickelte das Drehbuch übrigens zum «Requiem auf den Kriminalroman» weiter und veröffentlichte dieses als «Das Versprechen». Dieses wiederum löste Sean Penn als Regisseur 2001 auf der Leinwand ein. Doch auch wenn mit Jack Nicholson ein Grandseigneur in «The Pledge» den an seinem Fall zerfallenden Kommissar wohl im Sinne Dürrenmatts spielte: Die Hollywood-Version vermag nicht so zu fesseln wie die deutschsprachige Vorlage.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 15.02.13