Kultwerk #78: Bugs Bunny

Grau und schlau: Bugs Bunny, der unverwüstliche Hase aus den «Looney Tunes», wird 75 Jahre alt.

Klavierspielen und Karotten, das liebt Bugs Bunny. (Bild: Cinetext)

Grau und schlau: Bugs Bunny, der unverwüstliche Hase aus den «Looney Tunes», wird 75 Jahre alt.

Die Karotte ist sein ständiges Accessoire. Er hält sie elegant in der Hand, rechts oder links, immer den letzten seiner vier Finger abgespreizt. Und knabbert unablässig und mit schnellen Bissen daran, bis nur noch der Stumpf übrig bleibt und das grüne Kraut. Bugs Bunny ohne Karotte, das ist wie Dagobert Duck ohne Zylinder. Das geht gar nicht.

Bugs Bunny, der gewitzte Hase, der immer gewinnt, sei für Mütter eine dankbare Comicfigur gewesen, heisst es. Etwa so wie Popeye. Mit der Aussicht auf Popeyes Muskeln brachte man Kinder dazu, Spinat zu essen (dabei wäre Brokkoli viel eisenhaltiger, aber das ist eine andere Geschichte …), mit der Aussicht auf Bugs Bunnys verschärfte Sehkraft machte man den Kleinen die Karotten schmackhaft. Was die Gemüsebauern just auszuschlachten suchten: Ob Bugs Bunny nicht mal von Karotten zu Sellerie oder Brokkoli switchen könnte, damit sich auch diese besser verkauften …?

Nix da, fand man beim verantwortlichen Studio Warner Bros., wie Bugs-Bunny-Biograf Joe Adamson («Bugs Bunny: Fifty Years and Only One Grey Hare») schreibt: Karotten seien nun mal Bugs Bunnys Markenzeichen. Leider, fand Mel Blanc, der Synchronsprecher des Hasen. Denn auch er musste des richtigen Tones wegen ständig Karotten knabbern – dabei konnte er rohe Rüebli nicht ausstehen. Und das Sprechen fiel ihm mit vollem Mund auch nicht gerade leicht. Weshalb Bugs Bunnys typisches «What’s up, Doc?» immer leicht nuschelig klingt.

Mitstreiter und Gegenspieler

Die Karotten also blieben. Nicht ganz so konstant wie sie sind Bugs Bunnys Mitstreiter und Gegenspieler. Da sind etwa die lispelnde Ente Daffy Duck, der rothaarige Cowboy Yosemite Sam oder der schlaue Koyote Wile E. Coyote. Der Kanarienvogel Tweety und dessen direkter Widersacher, Kater Sylvester, der tasmanische Teufel oder der Hahn Foghorn Leghorn. Die meisten davon treibt der Hase mit Sprüchen und Taten zur Weissglut.

Alle zusammen kennt man als «Looney Tunes», die Trickfilmreihe, die Warner Bros. 1930 startete. Bugs Bunny sollte nur ein weiterer Charakter unter vielen sein. 1938 stiess er zum Team, im Film «Porky’s Duck Hunt» – einem Remake eines Filmes mit Daffy Duck. Dass der Hase so erfolgreich werden würde, dass er dem einstigen Liebling Daffy den Rang ablaufen könnte, das erwartete niemand. Doch alle liebten ihn – und lieben ihn noch heute. Karotten haben bei Kindern einen schwereren Stand.

Clark Gable als Vorbild für Bugs Bunny? Die Karotte machts!

(Bild: zVg)

Clark Gable
Wäre das Foto nicht, die Verbindung wäre nicht sofort erkennbar: Was bitte hat Schauspieler Clark Gable (1901–1960) mit Bugs Bunny zu tun? Nichts, vielleicht. Doch für viele gilt die Art und Weise, wie die US-Filmlegende im Film «It Happened One Night» (1934) Karotte um Karotte isst, als Vorbild für Bugs’ Geknabbere. Und ganz so abwegig scheint uns das nicht.

In dieser Rubrik stellen wir jeweils ein Kultwerk vor, das in keiner Sammlung fehlen sollte.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 03.05.13

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