Kultwerk #81: The Doors

Mit ihrem Debütalbum hat die kalifornische Band The Doors dem Psychedelic Rock 1967 die Tür geöffnet.

Schlugen mit ihrem Debüt 1967 ein: The Doors.

Mit ihrem Debütalbum hat die kalifornische Band The Doors dem Psychedelic Rock 1967 die Tür geöffnet.

Als am 21. Mai 2013 der Tod von Ray Manzarek (74) verkündet wurde, hatte man sie gleich wieder im Ohr: die Orgelläufe, mit denen er sich ins kollektive Gedächtnis gespielt hatte. Allen voran: «Light My Fire», das sich anhört wie Bach auf Speed. Auf der Überholspur schien sich diese Band auch tatsächlich zu bewegen, die Ray Manzarek mit seinem Studienfreund Jim Morrison ins Leben gerufen hatte: The Doors.

Ray Manzarek

Er lernte mit Bach und Chopin Klavier zu ­spielen, ehe er sich dem Jazz und Chicago Blues zuwandte: Ray Manzarek (1939–2013). Mit den Doors öffnete er der Orgel die Türen zum Psychedelic Rock. In unserem Listomania-Special erinnern wir an weitere Orgelrock-Klassiker.

Damals, 1965, entzweite ein kulturelles Erdbeben die Vereinigten Staaten. Eine ganze Generation stiess die Pforten der Wahrnehmung auf. So auch Manzarek und Morrison, die bald den Schlagzeuger John Densmore und den Gitarristen Robby Krieger an ihrer Seite wussten.

Gemeinsam erweiterten sie ihr Bewusstsein, inhalierten den Duft der Freiheit. Tagsüber improvisierten sie in ihrem Mietbungalow, am kalifornischen Strand. Und führten nachts die Songs live auf, in den Clubs von Los Angeles. In Musik verpackte Gedichte waren es, mit denen sie die Aufmerksamkeit auf sich zogen.

1966 hatten sie einen Plattenvertrag in der Tasche, wurden ins Studio geschickt und kamen fünf Tage später mit elf Songs wieder raus. Das Eröffnungsstück, «Break On Through», elektrisierte zwar mit seiner spannungsgeladenen Kombination aus jazziger Spielfreude und knalligem Rock. Doch der kommerzielle Erfolg stellte sich erst mit der zweiten Single ein: «Light My Fire». Man mag sich dieses Überheulers heute ein bisschen überdrüssig sein, doch man kann noch immer erahnen, wie sich die Band damals als Botschafter einer aufmüpfigen, virilen Jugend empfahl, die sich nicht bevormunden lassen wollte – und die diesen Soundtrack zur eigenen Entfesselung euphorisch umarmte.

Allein die Länge von «Light My Fire», über sieben Minuten, sprengte die vorherrschenden Konventionen; ebenso das, mit ödipaler Provokation angereicherte Schlusslied «The End». Doch finden sich auch kurze Gegenpole, kompakte Nummern wie «Crystal Ship» oder «Soul Kitchen», angereichert gar mit zwei Coverversionen, darunter eine trunkene Rummelplatz-Interpretation des Brecht/Weill’schen Vaudeville-Stücks «Alabama Song».

Nicht alle Lieder haben die Zeit so gut überlebt (und auch nicht alle anderen Alben der Doors) – «Twentieth Century Fox» etwa ist Streichmaterial. Ihr Debütalbum aber gehört dennoch zum Besten, was Amerikas Hippiekultur hervorgebracht hat. Poesie, Übermut, Experimentierfreude, Erotik und Entfesselung: All dies ist in diesen 40 Minuten enthalten.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 24.05.13

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