Kultwerk #85: Velvet Underground & Nico

Die Zusammenarbeit zwischen Velvet Underground und dem deutschen Model Nico dauerte nur kurz, aber nur dank ihr und ihrem Aussehen erhielt die Band einen Plattenvertrag. Und veröffentlichte ein Album, das um die Welt ging.

Die Banane wurde zum Juristenfutter.

Die Zusammenarbeit zwischen Velvet Underground und dem deutschen Model Nico dauerte nur kurz, aber nur dank ihr und ihrem Aussehen erhielt die Band einen Plattenvertrag. Und veröffentlichte ein Album, das um die Welt ging.

Velvet Underground existiert. Zumindest vor Gericht. Die Band um Lou Reed und John Cale hat 1967, mitten in den Hippie-Jahren, mit ihrem Debüt die Rockmusik verändert. Cale erzeugte auf der Viola elektronisch verfremdete Drone-Effekte, Lou Reed sang verstörend von Sadomasochismus und Drogensucht, Schlagzeugerin Maureen Tucker prägte mit ihrem expressiven Schleppspiel den Rhythmus der Band, und die Sängerin Nico trug ihr düsteres Timbre bei.

Das Album «Velvet Underground & Nico» brauchte zehn Jahre, bis es nennenswerte Verkaufszahlen erreichte, entwickelte sich aber zu einer der einflussreichsten Platten der Rockgeschichte, beeinflusste Glam- und Punkrock, den New Wave und den Drone-Rock und wurde in der Retrowelle der 2000er-Jahre mehrfach rezykliert.

Vor 40 Jahren trennte sich die Band ein erstes Mal, 20 Jahre später, 1993, kam sie für eine Reunion nochmals zusammen. Sie dauerte nur wenige Monate. Ihr Debüt überdauerte die Zeit indes problemlos. Dazu trug auch das Artwork der Platte bei: eine Banane auf weissem Hintergrund, entworfen von Andy Warhol, dem Mentor der Band. Seine Signatur unter der Banane ist integraler Bestandteil des Bildes, weshalb die Platte inoffiziell seinen Namen trägt.

Nico (1938-1988)

Die Zusammenarbeit zwischen Velvet Underground und Nico dauerte nur ein Album lang, aber nur dank ihr und ihrem Aussehen erhielt die Band einen Plattenvertrag. Nico, geboren vor 75 Jahren in Köln als Christa Päffgen, arbeitete als ­Model in Paris und London und spielte in Fellinis «La Dolce Vita» mit. In New York lernte sie Andy Warhol kennen, der sie in seine Factory aufnahm. Am 18. Juli 1988 starb Nico auf Ibiza an den Folgen ihrer Heroinsucht.

Warhol starb 1987, seither vertritt eine Stiftung seines Namens die Rechte – und diese Stiftung verkaufte vor einem Jahr der Firma Apple eine Lizenz zur Verwendung des Bananencovers für iPhones und iPads. Lou Reed und John Cale gingen gerichtlich dagegen vor mit dem Argument, das Bild sei untrennbar mit dem Bandnamen verknüpft und habe seinen ikonischen Status erst durch den Erfolg von Velvet Underground erhalten, weshalb einzig die Band über das Bild verfügen dürfe.

Was sie übrigens bereits tat: 2001 verkaufte sie das Bild für eine Wodka-Werbung. Vor Gericht sollte entschieden werden, wem das Cover seinen Status verdankt – einem Künstler, der bereits 1967 berühmt war, oder einer Band, die damals noch keiner kannte, aber deren Name seither untrennbar mit dem Bild verknüpft ist. Man wird es kaum je erfahren: Vor wenigen ­Wochen haben sich die beiden Parteien vor ­Gericht geeinigt. Details wurden keine kommuniziert.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 21.06.13

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