Düsseldorf ist dieser Tage das Mekka der Kunst-Schnäppchenjäger. Zwei riesige Lagerhallen sind Showrooms für die Insolvenzmasse der Firmen des inhaftierten Kunstberaters Helge Achenbach. Alles muss bei der dreitägigen Auktion raus. Die Preise sind entsprechend tief.
Eine Biene von Beuys für 500 Euro, ZERO-Kunst von Uecker und Mack für 200 bis 300 Euro, Jörg Immendorffs goldenes Porträt von Gerhard Schröder als Siebdruck für 300 Euro: Alles muss raus bei dem dreitägigen Auktionsmarathon von Mittwoch bis Freitag. Deshalb wurden die Schätzpreise niedrig angesetzt.
Rund 2000 Werke kommen unter den Hammer. Die Hälfte ist unter 1000 Euro taxiert. Teurer wird es am Samstag in Köln, wo zum Abschluss die 120 Glanzstücke versteigert werden. So wird etwa das Kissenbild «Trampolin» von Gotthard Graubner auf 80’000 bis 120’000 Euro geschätzt.
Es ist keine normale Auktion, weder für das Auktionshaus Van Ham noch für die Bieter. Ein wenig geht es bei der Vorbesichtigung vor den hohen Regalen zu wie an den Wühltischen im Discounter. Die Ware ist der Lagerbestand Achenbachs, aus dem der Händler zum Beispiel Unternehmenszentralen bestückte.
50 Millionen Euro Schulden
Sauber gerahmte Auflagenwerke berühmter Künstler liegen zu Schnäppchenpreisen in den Regalen. An provisorischen Wänden hängen Siebdrucke von Heinz Mack und Farblithografien von Joseph Beuys. In einer Vitrine grüssen Dutzende Bronze-Affen von Jörg Immendorff.
Seit einem Jahr sitzt Deutschlands bekanntester Kunstberater Helge Achenbach im Untersuchungsgefängnis. Inzwischen ist der 63-Jährige wegen Millionenbetrugs an schwerreichen Kunden zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden.
Sein Firmengeflecht ist insolvent. Bis zu 50 Millionen Euro sollen Gläubiger verlangen. Aus der Versteigerung der Kunst Achenbachs in Düsseldorf und Köln sowie durch Sotheby’s in London erwartet Insolvenzverwalter Marc d’Avoine einen Erlös von rund sechs Millionen Euro.
Was keiner will, gibt’s für 20 Euro
Doch trotz des Prozesses und eines Urteils auf 19 Millionen Euro Schadensersatz zieht der Name des schillernden Kunstberaters offensichtlich immer noch. So wirbt Van Ham für die Versteigerung mit dem Titel «Achenbach Art Auction».
Alle Objekte werden ohne Limit – auch nach unten – angeboten. Das hat sich in der Szene schnell herumgesprochen. Rund 500 Bieter aus dem In- und Ausland hätten schon Gebote für 1300 Objekte abgegeben, sagt eine Sprecherin von Van Ham am Montag. «Die Gebote trudeln minütlich ein.»
«Sollte es bei der ein oder anderen Arbeit einmal kein Gebot geben, dann wird zur Hälfte angeboten, dann irgendwann zu 20 Euro und dann ist es weg», sagt Van Ham-Chef Markus Eisenbeis. Dass die Kunst aber zu solchen Schleuderpreisen verramscht wird, erwartet er nicht. Schon am Wochenende strömten rund 700 Besucher zur Vorbesichtigung in die Lagerhallen.