Surreal wirkende Arrangements prägen das Werk des Berner Malers Ricco Wassmer, der dieses Jahr seinen 100. Geburtstag feiern könnte. Das Kunstmuseum Bern widmet ihm ab Donnerstag eine umfassende Retrospektive.
Es ist bereits die dritte postume Präsentation des Künstlers in Bern. 2002 gab es eine Kabinettausstellung, die den Dokumentarfilm «Ricco» von Mike Wildbolz begleitete, 2009 wurde der Sammlungsbestand präsentiert.
Nun zeigt das Kunstmuseum eine umfassende Retrospektive des Malers und Fotografen. Viele der 200 Werke stammen aus Privatbesitz und wurden noch nie öffentlich präsentiert, wie die Museumsverantwortlichen am Mittwoch vor den Medien ausführten.
Der Industriellensohn, der eigentlich Erich Hans Wassmer hiess, wuchs im Berner Vorort Bremgarten als Sohn von Kunstmäzenen auf. Ende 1944 entdeckte ihn der Kunsthallen-Direktor Arnold Rüdlinger und zeigte die skurrilen Bilder später an drei Gruppenausstellungen.
Ab 1950 lebte «Ricco» zeitweise in Frankreich, doch blieb er der Berner Kunstszene bis zu seinem Tod 1972 eng verbunden. Sein Werdegang ist laut Kunstmuseum eng mit den «heroischen Jahren» der Berner Kunst verwoben, als Bern ein internationales Zentrum des zeitgenössischen Kunstschaffens war.
Wassmer war aber von Anfang an ein Grenzgänger und Abweichler, der sich durch rätselhafte Bilder mitteilte. Der tief melancholische Mensch ging seinen eigenen Weg abseits von Abstraktion und Avantgarde.
«Seine Bilder waren ihm ein Mittel der Selbstbehauptung, um seine homoerotischen Neigungen auszudrücken», schreibt das Kunstmuseum. Zentrales Thema ist der Ephebe, der Jugendliche am Wendepunkt zum Erwachsenen in der Phase aufkommender Sexualität. In Wassmers Bildern werden Fantasie und Wirklichkeit, Traum und Erinnerung zu einem Bildgefüge verbunden.
Die Retrospektive ist bis 13. März 2016 im Kunstmuseum Bern zu sehen.