Kuoni hat den Ausstieg aus dem defizitären europäischen Reiseveranstaltergeschäft abgeschlossen und sieht sich wieder auf Kurs. Im ersten Halbjahr konnte der Reisekonzern den Verlust aber nur geringfügig reduzieren.
Unter dem Strich stand ein Minus von 47,4 Mio. Fr. nach 51,2 Mio. Fr. im Vorjahr, wie Kuoni am Freitag mitteilte.
Der grösste Schweizer Reiseveranstalter hat sich aus dem Reiseveranstaltergeschäft in mehreren europäischen Ländern, darunter Frankreich, Spanien und die Niederlande, zurückgezogen. Der Schritt war im vergangenen September angekündigt worden. Die Sparte habe seit Jahren Verluste geschrieben und sei zu schwach positioniert, um den Turnaround zu schaffen, hatte Konzernchef Peter Rothwell damals gesagt.
Sich selbst konnte der Brite durch die Notbremse nicht mehr retten: Im Juni wurde er entlassen. Seither führt Finanzchef Peter Meier den Konzern ad interim. Bis Ende des Jahres soll der definitive Nachfolger feststehen.
Die Kosten der Umstrukturierung waren in den ersten sechs Monaten mit 47,5 Mio. Fr. fast gleich hoch wie der Reinverlust. Der Ausstieg aus dem verlustträchtigen Geschäft fällt aber billiger aus als erwartet. Ursprünglich hatte Kuoni die Kosten auf 56 Mio. Fr. beziffert.
Betriebsgewinn dank Sondereffekt
Das Halbjahresergebnis wurde auch durch einen positiven Sondereffekt beeinflusst: Die Pensionskasse des Unternehmens wechselte Anfang Jahr vom Leistungs- zum Beitragsprimat. Das führte zu einer Verbesserung des Ergebnisses um 34,2 Mio. Franken.
Aufgrund dieses Effekts kehrte Kuoni wenigstens operativ in die schwarzen Zahlen zurück: Der Betriebsgewinn (Ebit) erreichte 16,2 Mio. Fr. nach einem Minus von 31,2 Mio. Fr. im Vorjahr. Der Umsatz lag mit 2,64 Mrd. Fr. ziemlich genau auf dem Niveau des Vorjahres.
Der Wegfall des europäischen Reiseveranstaltergeschäfts habe durch organisches Wachstum kompensiert werden können, erklärte der interimistische Konzernchef Peter Meier an einer Telefonkonferenz.
Geholfen habe Kuoni dabei die Stabilisierung der weltweiten Konjunktur. «In vielen Ländern ist das Konsumentenvertrauen wieder zurückgekehrt», sagte Meier.
Goldesel Visageschäft
Als Goldesel erwies sich erneut die Visa-Sparte, die im Auftrag von Botschaften und Konsulaten Visa-Anträge bearbeitet. Mit Einnahmen von 117 Mio. Fr. im ersten Halbjahr liegt ihr Anteil am Konzernumsatz zwar bei nicht einmal 5 Prozent, doch erwirtschaftete sie den höchsten Betriebsgewinn aller Geschäftsbereiche. Der Ebit von 20,3 Mio. Fr. entspricht einer Marge von etwas mehr als 17 Prozent des Umsatzes.
Meier gab sich zuversichtlich, diesen hohen Wert auch in Zukunft halten zu können. «Die Marge von 17 Prozent ist nachhaltig», betonte er.
Das Reiseveranstaltergeschäft verzeichnete aufgrund der Verkäufe einen Umsatzrückgang von 3,9 Prozent, bildet aber immer noch den wichtigsten Geschäftszweig des Konzerns. Die Sparte Gruppenreisen holt allerdings auf: Das Geschäft mit Touristengruppen vorab aus Asien, die nach Europa reisen, spülte im ersten Halbjahr 1,26 Mrd. Fr. und damit 2,6 Prozent mehr als vor Jahresfrist in die Kassen.
Mit den vorgelegten Zahlen traf Kuoni in etwa die Erwartungen der Investoren. Der Aktienkurs des Konzerns stieg bis am frühen Nachmittag um 1 Prozent und bewegte sich damit im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt. Der Swiss Performance Index (SPI) stand zu diesem Zeitpunkt 1,2 Prozent im Plus.
Für das zweite Halbjahr gab sich Konzernchef Peter Meier optimistisch. «Alle Sparten befinden sich in einer guten Position», sagte er. Das zweite Semester läuft bei Reiseveranstaltern erfahrungsgemäss besser als das erste. Für das Gesamtjahr 2013 rechnet Kuoni mit einem Betriebsgewinn von 135 Mio. bis 145 Mio. Franken.