Kurden erobern Mossul-Staudamm von IS-Terrormiliz zurück

Kurdische Peschmerga-Soldaten haben am Sonntag den Mossul-Staudamm im Nordirak von Kämpfern der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zurückerobert. Das meldeten irakische Nachrichtenseiten am Sonntagabend.

Peschmerga-Soldaten stehen Nahe des Mossul-Staudammes (Bild: sda)

Kurdische Peschmerga-Soldaten haben am Sonntag den Mossul-Staudamm im Nordirak von Kämpfern der sunnitischen Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zurückerobert. Das meldeten irakische Nachrichtenseiten am Sonntagabend.

Sie beriefen sich auf einen kurdischen Offizier sowie zwei Vertreter politischer Parteien, nachdem die kurdischen Kämpfer im Laufe des Tages mit Unterstützung der US-Luftwaffe vorgerückt waren.

Die kurdischen Truppen hätten «80 Prozent des Dammes» unter Kontrolle und der IS-Miliz «grosse Verluste» beigebracht, zitierte das kurdische Nachrichtenportal Rudaw einen Politiker. Nach Angaben der Medien gehen die Kämpfe weiter.

Islamistische Kämpfer hatten den Staudamm, der rund 40 Kilometer nördlich der zweitgrössten irakischen Stadt Mossul liegt, Anfang August eingenommen. Als grösster Staudamm des Iraks ist er von immenser Bedeutung für die Trinkwasserversorgung und Stromerzeugung des Landes.

Die sunnitischen Terroristen, die sich als Gotteskrieger ihres kürzlich ausgerufenen «Kalifats» sehen, hatten den Staudamm am 7. August erobert. Zu diesem Zeitpunkt wurde der Nordirak wegen des fehlenden Widerstands der irakischen Armee von den IS-Kämpfern förmlich überrannt.

Die Extremisten gehen mit äusserster Brutalität gegen die Zivilbevölkerung vor, insbesondere gegen Angehörige religiöser Minderheiten wie kurdische Jesiden und Christen, die nicht bereit sind, zum sunnitischen Islam überzutreten.

Massaker an Jesiden

Am Freitag sollen die dschihadistischen Kämpfer im nordirakischen Dorf Kotscho Dutzende Zivilisten hingerichtet haben, unter ihnen vor allem Jesiden. Einem Regierungsvertreter zufolge stürmten bewaffnete Dschihadisten das Dorf und richteten ein «Massaker» mit rund 80 Toten an.

Luftangriffe hagelte es auf die IS-Kämpfer am Wochenende auch in Syrien: Dort starben mindestens 31 Kämpfer der Dschihadisten-Gruppe nach Angaben von Aktivisten im Norden des Landes bei Luftangriffen der syrischen Armee. Die Luftwaffe von Staatschef Baschar al-Assad habe am Sonntag 25 Angriffe auf Stellungen der Extremisten in der Provinz Raka geflogen, hiess es.

In der irakischen Provinz Anbar westlich von Bagdad setzten bewaffnete Angehörige von mehr als 25 sunnitischen Stämmen ihren am Freitag begonnenen Widerstand gegen die Extremisten mit Unterstützung der Sicherheitskräfte fort. Nach Polizeiangaben vertrieben sie IS-Kämpfer aus von diesen gehaltenen Gebieten westlich der Provinzhauptstadt Ramadi.

Deutschland denkt über Waffenhilfe nach

Nachdem – neben den USA – bereits Frankreich und Grossbritannien den irakischen Kurden militärische Hilfe im Kampf gegen die sunnitische Terrormiliz des IS angeboten hatten, ist nun auch Deutschland aus der Deckung gekommen: Aussenminister Frank-Walter Steinmeier hielt sich am Samstag zu einem Besuch im Irak auf und sicherte den Menschen im Land Unterstützung zu.

Bei einem Treffen mit dem irakischen Aussenminister Hussein al-Scharistani sagte Steinmeier, es sei Zeit für ein «Signal der Solidarität». Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak schloss Steinmeier im Gespräch mit den ARD-«Tagesthemen» am Samstagabend nicht mehr gänzlich aus. Es gebe «keine risikofreien Entscheidungen», sagte er.

Überhaupt wurde am Wochenende in Deutschland der Ruf nach Waffenlieferungen an die Kurden im Nordirak immer lauter. Die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich zwar bisher nicht offiziell festgelegt, Vizekanzler Sigmar Gabriel signalisierte aber Bereitschaft, die Gegner der Terrormiliz vom so genannten Islamischen Staat aufzurüsten.

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