Kurdische Rebellen haben am Sonntagabend nach übereinstimmenden Angaben einen kurdischstämmigen Politiker der türkischen Oppositionspartei CHP entführt. Truppenverbände hätten die Suche nach Huseyin Aygün aufgenommen, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Wie aus Sicherheitskreisen und von örtlichen Behördenvertretern zu erfahren war, wurde der Parlamentarier Aygün in einem ländlichen Teil der Stadt Tunceli im Südosten der Türkei verschleppt. Die Rebellen hätten sein Auto auf einer Autobahn angehalten.
Der Gouverneur von Tunceli, Mustafa Taskesen, sagte unter Berufung auf Augenzeugen, die Entführer hätten Aygüns Assistenten und einen begleitenden Journalisten gehen lassen und seien mit ihrer Geisel in den nahe gelegenen Wäldern verschwunden. Die Republikanische Volkspartei (CHP) – mit 135 von 550 Sitzen stärkste Oppositionspartei im Parlament in Ankara – bestätigte die Entführung.
Erst vergangene Woche waren im kurdischen Südosten der Türkei drei Soldaten entführt worden. Kurdische Rebellen nehmen regelmässig Arbeiter, Soldaten oder Behördenvertreter als Geiseln, um die Freilassung gefangener Rebellen zu erpressen. Türkischen Medienberichten zufolge ist die Entführung Aygüns aber auch eine Reaktion auf die jüngste Militäroffensive gegen die Rebellen.
Kurden-Konflikt zuletzt wieder aufgeflammt
Der jahrzehntelange Konflikt zwischen kurdischen Rebellen und der türkischen Armee war in den vergangenen Monaten wieder aufgeflammt. Nach mehreren Angriffen durch die kurdische Arbeiterpartei PKK – bei einem davon wurden Mitte Juni acht türkische Soldaten getötet – hatte die Armee Ende Juli eine Boden- und Luftoffensive gegen Stützpunkte der PKK gestartet.
Eben erst am 5. August stürmten kurdische Rebellen zudem einen türkischen Armeeposten an der irakischen Grenze und töteten 22 Menschen. Insgesamt wurden seit Beginn der Armeeoffensive nach offiziellen Angaben mindestens 115 Rebellen getötet. Die Aufständischen kämpfen seit 1984 für eine Autonomie im Südosten der Türkei.