Das einstige Fischerdorf Saint-Tropez ist mondän und teuer, versprüht aber immer noch den Charme eines typisch provenzalischen Urlaubsziels am Meer. Wer in seinen Ferien durchfeiern will, ist hier richtig.
Die Verlockung ist gross, die Ferienzeit für einen kürzeren oder längeren Abstecher ans Meer zu nutzen. Im Fall von Saint-Tropez sollte man es sich gründlich überlegen. Der mondäne Ort an der Côte dʻAzur ist im Hochsommer komplett überlaufen, die Hotels und Restaurants sind überteuert und die Strände überbevölkert. Aber: Saint-Tropez in der ruhigeren Zwischensaison ist allemal eine Reise wert. Der September ist ideal, denn der sehr viel ruhigere Monat ohne Touristenstrom bietet im Süden Frankreichs immer noch sommerliche Temperaturen zum Baden mit sehr schönen, lauen Abenden.
High Society inklusive
Saint-Tropez, das ehemalige Fischerdorf im Departement Var, verdankt seine Bekanntheit zahlreichen Künstlern und Prominenten, die den Ort ab den 1950er-Jahren zum Treffpunkt der High Society machten. Der Tourismus hat sich seither deutlich verändert. An der Hafenpromenade schlendern heute auch kinderreiche Familien, Studenten und Rucksacktouristen. Doch das mondäne Saint-Tropez – teure Boutiquen, viele noble Restaurants und Cafés – ist allgegenwärtig. Wer hier konsumiert, muss sich bewusst sein, dass die Preise hoch sind.
Wir spazieren zum Hafen, es ist einer der schönsten überhaupt. Moderne Yachten und Segelschiffe aus der ganzen Welt liegen vor Anker. Aber auch bescheidene Barkassen und Fischkutter sind vor der malerischen Kulisse stationiert. Das Städtchen ist übrigens jedes Jahr im Herbst Schauplatz einer sehr sehenswerten Segelregatta, der «Voiles de Saint-Tropez».
Der Blick von der terrassenförmig angelegten Hafenmauer zum Meer ist einmalig. Auf der anderen Seite begeistert uns die intakte, ursprüngliche Fassadenzeile der pastellfarbenen Häuser, die dem Yachthafen zugewandt sind. Wir wähnen uns in einem Film von Louis de Funès. So war es doch im «Gendarm von St. Tropez» – die Szenen am Hafen sind unverkennbar.
Ein Abendbummel in der pittoresken Altstadt durch die überschaubare Zahl von Gassen ist pure Entspannung. Am Strand sitzen zwei Jugendliche, ein Hund plantscht genüsslich im Wasser. Eine ganz andere Szene erwartet uns nur wenige Schritte entfernt. In einer Bar, wo Champagner aus Magnumflaschen serviert wird, spielt eine aufgeräumte Band. Alles klatscht und johlt. Gefeiert wird überall und dauernd, manchmal auch zu viel. Einem Segler wird es zu bunt. Auf der Nachbaryacht dröhnen die Bässe dermassen laut aus den Boxen, dass sich die Schiffsbalken zu verbiegen drohen. Er greift zur einer Hupe und protestiert mit schrillem Getröte gegen den Lärm von nebenan.
Noch etwas weiter tanzen drei junge, leichtbekleidete Frauen in extrem hochhackigen Lackstiefeln vor einem Fischrestaurant um eine Art Garderobenständer. Saint-Tropez muss man nicht verstehen. Am besten, man lässt sich einfach mitreissen, geniesst «la vie folle» und zieht sich nach Bedarf zurück. Zum Beispiel auf die schattige Place des Lices, wo man zu jeder Tages- und Nachtzeit den Boules-Spielern zuschauen kann. Oder man schiebt sich eine Tarte tropezienne in den Mund, eine unverschämt leckere Torte aus Biskuitteig mit Vanillecreme, die es praktischerweise auch in Pralinégrösse zu kaufen gibt und die in Miniformat nicht gleich den Appetit verdirbt. Das ist gut so, denn kulinarisch bietet Saint-Tropez das, was die hohen Preise versprechen: sehr viel Qualität und grosse Auswahl.
Man kann dem bunten Treiben auch gänzlich entfliehen und Ruhe suchen an einem der weitläufigen Strände von Ramatuelle, der Nachbargemeinde von Saint-Tropez. Unbedingt hingehen: Pampelonne, der grösste Sandstrand der Provence, ist tagsüber gut geeignet zum Abhängen und Ausspannen, ansonsten ist er bekannt für seine Nachtclubs.
- Anreisen: Mittels ÖV leider etwas kompliziert, es empfiehlt sich das Auto.
- Ausruhen: Mitten in Saint-Tropez, was den Vorteil hat, dass man – mit Ausnahme der Strände – zu Fuss überall hinkommt, liegt das Hotel des Lices, ruhig, schöner Pool, leider immer gut ausgebucht. Viele schöne und nicht sehr teure Hotels gibt es auch etwas ausserhalb, z.B. die Ferme dʻAugustin, ausgezeichnete Küche.
- Aufessen: «Ghandi», kleines Strandrestaurant am Hafen, einer der besten Inder überhaupt. Zum Apéro ins Traditionslokal Senequier, gepflegter Service. Französische Küche und Fisch isst man sehr gut in den Restaurants an der Hafenpromenade. Ausgezeichnete Pizzen in der Pizzeria Bruno, rue de lʻEglise.
- Anziehen: Unbedingt schick für den Ausgang, die Türsteher der Clubs sind streng.
- Ausgehen: Club 55 am Strand Pampelonne in Ramatuelle, wo einst Brigitte Bardot und Co. die Nächte durchfeierten, oder nebenan im «Key West».