Letztes Jahr haben Wissenschaftler die genaueste Karte der fossilen Strahlung aus der Zeit des Urknalls veröffentlicht. Einige Beobachtungen waren nicht mit der gängigen Urknall-Theorie vereinbar. Nun schlagen Schweizer und französische Forscher eine Lösung vor.
Das Weltraumteleskop «Planck» war im Mai 2009 ins All geschossen worden, um wie eine Zeitmaschine zurück in die Vergangenheit des Universums zu blicken. Dazu zeichnete der Satellit die kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung auf – die älteste Lichtstrahlung im All, die ihren Abdruck am Sternenhimmel zu einer Zeit hinterliess, als das All nur 380’000 Jahre alt war.
Doch manche Beobachtungen aus den «Planck»-Daten widersprechen der Standardtheorie der Kosmologie, die den Ursprung des Universums in einem Urknall ortet. Zum Beispiel gibt es auf der Karte einen sogenannten «kalten Fleck» mit etwas kühlerer Temperatur, der nicht mit der Urknall-Theorie erklärt werden kann.
Kosmologen waren sich uneins über die Ursachen dieser Anomalien. Entweder deuten diese auf «neue» Physik jenseits des Standardmodells hin, oder die Daten wurden mit den falschen Modellen analysiert, wie die ETH Lausanne (EPFL) in einer Mitteilung schreibt.
Neue Analysemethode
Ein Team um Anaïs Rassat von EPFL hat nun eine neue Art der Datenanalyse auf dieses Komplettbild des Universums angewendet – und zumindest einige Anomalien wie den «kalten Fleck» zum Verschwinden gebracht. Dies berichten Rassat und Kollegen vom französischen Kommissariat für Atom- und Alternativenergie (CEA) im «Journal of Cosmology and Astroparticle Physics».
Bei früheren Analysemethoden waren manche Regionen mit ungewolltem Licht übriggeblieben, die ausgeblendet wurden. Rassat und Kollegen verwendeten ein Gesamtbild des Himmels ohne solche Ausblendungen. Dann haben sie Korrekturfaktoren eingebaut dafür, wie sich unsere Galaxie bewegt und wie das fossile Licht von anderen geladenen Teilchen abgeleitet wird.
Damit verschwanden mehrere Anomalien aus den Daten – doch etliche andere blieben bestehen. Man müsse nun systematisch überprüfen, was deren Ursachen sind, erklärte Rassat in der Mitteilung. Es gebe also schon noch Raum für «neue» Physik.