Sie die exzentrische Artpop-Nudel, er der altväterliche Jazz-Entertainer: Am Montagabend haben Lady Gaga und Tony Bennett am Montreux Jazz Festival gezeigt, wie gut sich ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten auf einen Nenner bringen lassen.
Wobei die 29-Jährige Sängerin bei dem Auftritt im ausverkauften Auditorium Stravinski weit mehr Courage bewies als ihr fast 60 Jahre älterer Bühnenpartner. Für ihre Maskeraden, ihre perfekt durchchoreografierten Bühnenshows, ihren künstlerischen Alleingang berühmt, liess sich Lady Gaga diesmal auf viel Reduktion und einen wahren Platzhirsch im Jazz-Revier ein.
Anfänglich wirkte sie neben dem Swing-erprobten Tony Bennett denn auch etwas unbeholfen, die Töne kamen nicht ganz so nonchalant wie jene ihres Duettpartners. Wäre ihre Frisur nicht so mächtig, ihre Person nicht so herzlich und ihre Stimme nicht so überzeugend kraftvoll gewesen, hätte der Altmeister seine Partnerin glatt überstrahlt.
Doch Lady Gaga wäre nicht Lady Gaga, wenn sie am Ende nicht auch in der Rolle der Jazzdiva vollends aufzugehen wüsste. Die Künstlerin etablierte einen ganz eigenen, ungehobelten Tanzstil und strotzte vor gesundem Körpergefühl. Anstatt auf zuviel Affektiertheit zu setzen, konzentrierte sie sich auf ihre Stimme und viel Natürlichkeit. Für beides wurde sie mit tosendem Applaus belohnt.
Auch Tony Bennett sorgte für Begeisterung – allerdings nicht weil er seine Komfortzone verlassen hatte. Wie eh und je gab der 88-Jährige berühmte Jazzklassiker von Irving Berlin, Duke Ellington oder Frank Sinatra zum Besten und schien, vom blühenden Leben, vom Tanzen und der grossen Liebe singend, mit sich und seiner Umwelt im Reinen zu sein.