Frédéric Beigbeder, der Meisterzyniker der intellektuellen Mittelklasse Frankreichs, meldet sich neuerdings nicht nur zu Wort, sondern auch zu Bild. Einer der literarisch hinter allen Fassaden der Liebe weitere Fassaden aufdeckt, und selbst in amoreusen Geständnissen noch sprachliche Fassaden ortet, gehört eigentlich zwischen Buchdeckel. Aber dort ist es Beigbeder zu eng geworden. Er sucht die Bedeutung des weiten Blicks, und weckt unsere Neugier: Kann er als Filmer seinen Diskurs bebildern?
Frédéric Beigbeder, der Meisterzyniker der intellektuellen Mittelklasse Frankreichs, meldet sich neuerdings nicht nur zu Wort, sondern auch zu Bild. Einer, der literarisch hinter allen Fassaden der Liebe weitere Fassaden aufdeckt, und selbst in amoreusen Geständnissen noch sprachliche Fassaden ortet, gehört eigentlich zwischen Buchdeckel. Aber dort ist es Beigbeder zu eng geworden. Er sucht die Bedeutung des weiten Blicks, und weckt unsere Neugier: Kann er als Filmer seinen Diskurs bebildern?
Erst verführt er uns mit einer platten These: «L’amour dure trois ans». Ohne nur und aber. Und: «Verliebtheit ist eine Krankheit». Ist das neu? Schon Freiherr Adolph von Knigge riet:« Mit Verliebten ist vernünftigerweise gar nicht umzugehn; sie sind so wenig als andre Betrunkene zur Geselligkeit geschickt; außer ihrem Abgotte ist die ganze Welt tot für sie.» Also macht sich Marc, der frisch Geschiedene und schwer Verletzten auf, um unter den Liebesucherinnen Zweifel zu säen, und wir torkeln mit dem jungen Schriftsteller durch die Nachtklubs der Szene.
Wir ahnen, was in dem Buch steht, das der Anti-Antiheld Marc täglich weiter dichtet: Nichts anderes, als wir in Beigbeders Büchern kennenlernen: Intellektuelle Leichtfüsse und emotionalen Schwerenöter, die sich gegen die Verliebtheit wehren wie gegen Verliebte. «Man mag übrigens leicht mit ihnen fertig werden, wenn man nur Geduld genug hat, sie von dem Gegenstande ihrer Zärtlichkeit reden zu hören, ohne zu gähnen.»
Während Marc weiter nach den Beweisen fahndet, dass die Liebe vieles, aber eines bestimmt nicht zu bieten hat: Dauer, trifft «l’amour» auch Marc, mit allen Symptomen der Krankheit. Es überrascht uns am Schluss des Filmes nicht, dass auch Marc bekehrt wird. Er ist jetzt nichts anderes als ein etwas härteres, zynisches Remake von all den Schwerenötern, an deren Liebesverachtung wir bereits teilhaben durften.
Man muss kein Macho sein, um der Dekonstruktion eines Machos auch vergnügliche Seiten abzugewinnen. Es reicht, wenn man sich in der gehobeneren Mittelklasse heimisch fühlt, dort, wo Weine nie länger im Klimaschrank liegen, als Aktien auf dem Bankdepot und Frauen im gleichen Bett. «L’amour dure trois ans» ist eine streckenweise hübsch pubertär gespielte Abrechnung mit einem beissenden Text, der eigentlich von einer Erwachsenen-Generation handelt. Der Filmer, der den Text so platt inszeniert, ist auch der Autor des Buches. Da muss er wenigstens einen Vorwurf nicht fürchten: Dass er dem Buch nicht das Wasser reichen kann. Dafür lässt er ein paar kluge Köpfe zum Schluss noch etwas zur Liebe sagen, was Substanz hat.