Burmas Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi ist in Thailand bei ihrer ersten Auslandsreise seit 24 Jahren von tausenden Landsleuten stürmisch gefeiert worden. Sie besuchte am Mittwoch vor politischen Gesprächen zuerst Wanderarbeiter in einem Industriegebiet in der Provinz Samut Sakhon.
„Ich möchte, dass ihr alle in unsere Heimat zurückkehrt“, rief Suu Kyi den Menschen zu, die teilweise stundenlang gewartet hatten. Die Menschen schwenkten Fähnchen und Fotos von Suu Kyi und ihrem berühmten Vater, dem 1948 ermordeten Unabhängigkeitshelden Aung San.
„Wir haben uns einfach freigenommen, obwohl unser Chef nicht einverstanden war“, sagte einer der Arbeiter. „Ich musste sie einfach persönlich sehen, ich kenne sie nur vom Fernsehen“, sagte ein anderer.
Anlass der Reise Suu Kyis ist ein Auftritt beim Weltwirtschaftsforum Ostasien an diesem Freitag in Bangkok. Am Samstag will Suu Kyi auch Flüchtlingslager im Grenzgebiet besuchen.
In Thailand arbeiten nach Schätzungen zwei Millionen Wanderarbeiter, 80 Prozent davon aus Burma. Viele verrichten Schwerstarbeit in der Fischerei-Industrie und auf dem Bau und werden schlecht bezahlt. Sie müssen Agenten oft hohe Prämien für die Arbeitsvermittlung zahlen. Nicht alle sind legal in Thailand.
Suu Kyi in Genf
Hunderttausende Menschen sind in den vergangenen 30 Jahren vor der brutalen Militärjunta aus Burma geflohen. Die heute 66-jährige Suu Kyi verbrachte die meiste Zeit der vergangenen 20 Jahre entweder im Gefängnis oder unter Hausarrest. Seit April ist sie gewähltes Mitglied des burmesischen Parlaments.
Im Juni reist Suu Kyi nach Europa, unter anderem auch in die Schweiz: In Genf wird sie am 14. Juni an einer Tagung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) teilnehmen. Zwei Tage später wird sie in Oslo mit 21 Jahren Verspätung ihre Dankesrede zur Verleihung des Friedensnobelpreises halten.