Amnesty International hat den Nachfolgestaaten Jugoslawiens mangelnden Einsatz bei der Aufklärung des Schicksals der noch immer rund 14’000 Vermissten aus den Balkankriegen vorgeworfen. Auch fehle der politische Wille, die Täter zu ermitteln.
Amnesty rief in einem am Donnerstag zum Internationalen Tag der Vermissten veröffentlichten Bericht die Regierungen der betroffenen Länder auf, ihre Justizsysteme umgehend zu verbessern.
Die Regierungen von Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Montenegro, Serbien und dem Kosovo hätten ihre im internationalem Recht festgelegten Verpflichtungen nicht erfüllt, den Verbleib der Vermissten zu ermitteln.
Dreiviertel der heute noch Vermissten wurden im Bosnien-Krieg von 1992 bis 1995 gemeldet. Die Menschenrechtsorganisation forderte eine nach internationalen Massstäben angemessene Entschädigung der Angehörigen, die auch 20 Jahre nach den Konflikten in Ungewissheit leben müssten.
Amnesty forderte zudem die Europäische Kommission auf, mehr Druck auf die EU-Beitrittskandidaten auszuüben, sich stärker für die Verfolgung der Verantwortlichen einzusetzen.
Mazedonien, Serbien und Montenegro haben den Kandidatenstatus, während Kroatien bereits 2013 der EU beitreten wird. In den Kriegen nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens Anfang der 1990er Jahre waren in Bosnien, Kroatien und dem Kosovo mehr als 130’000 Menschen getötet worden, davon allein 100’000 im Bosnien-Krieg.