Laut Expertin gibt es weniger Todesfälle dank Brustkrebs-Screenings

Der Nutzen von flächendeckenden Brustkrebs-Screenings lässt sich nach Ansicht einer Expertin in Zahlen festhalten: In Kantonen, die systematische Mammografie-Screening-Programme eingeführt haben, ging die Zahl der Todesfälle stärker zurück als in den anderen Kantonen.

Der Nutzen von Brustkrebsscreenings ist umstritten (Archiv) (Bild: sda)

Der Nutzen von flächendeckenden Brustkrebs-Screenings lässt sich nach Ansicht einer Expertin in Zahlen festhalten: In Kantonen, die systematische Mammografie-Screening-Programme eingeführt haben, ging die Zahl der Todesfälle stärker zurück als in den anderen Kantonen.

Studien zeigten grosse Unterschiede zwischen der Westschweiz, wo bereits vor mehreren Jahren flächendeckende Screenings eingeführt worden waren, und der Deutschschweiz. Das sagte Christine Bouchardy, Vizepräsidentin des Nationalen Instituts für Krebsepidemiologie und -registrierung (NICER), am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda zu einer Meldung des Westschweizer Fernsehens RTS.

Die Sterblichkeit bei Brustkrebs sank zwischen 1995 und 2002 bei Frauen zwischen 55 und 74 Jahren in der Westschweiz um 35 Prozent, in der Deutschschweiz hingegen nur um 14 Prozent. Das zeigen Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS). Bouchardy führt diesen Unterschied auf systematische Brustkrebs-Screenings zurück.

Auch zwischen 2006 und 2010 war die Sterblichkeitsrate bei Brustkrebs bei Frauen allen Alters in den Westschweizer Kantonen und im Tessin tiefer als in der Deutschschweiz. Der Kanton Genf beispielsweise verzeichnete 22 Todesfälle auf 100’000 Frauen, Waadt 23,3. Im Kanton Schwyz waren es 23,6, in Solothurn und Zürich 24,2. Den Negativ-Rekord hält Basel-Stadt mit 28,6 Todesfällen auf 100’000 Frauen, wie das NICER auf der Basis von BFS-Zahlen festhält.

Bouchardy: Bericht macht Schweiz lächerlich

Die Kontroverse um flächendeckende Brustkrebs-Screenings hatte am Wochenende das Swiss Medical Board (SMB) ausgelöst. In einem Bericht stuft das Gremium den Nutzen eines systematischen Screenings als zu gering ein und rät von dessen Einführung ab.

«Der Bericht des Swiss Medical Board macht die Schweiz lächerlich», sagte Bouchardy. Aus ihrer Sicht wurden die Experten des Gremiums eher nach politischen Gesichtspunkten ausgewählt und nicht nach ihrem medizinischen Fachwissen.

BAG: Screenings sind sinnvoll

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hält auf Anfrage fest, die Mammografie sei zur Früherkennung von Brustkrebs im Prinzip sinnvoll. Die Frauen seien selbst in der Lage, allfälligen Nutzen oder Schaden abzuwägen.

Das BAG werde nun die Diskussionen verfolgen und das Thema «zu gegebenem Zeitpunkt» der Eidgenössischen Kommission für allgemeine Leistungen und Grundsatzfragen (ELGK) zur Konsultation vorlegen. Diese hatte sich mit dem Thema letztmals im Jahr 2007 und 2009 befasst und eine Leistungspflicht für Screening-Mammographien für Frauen zwischen 50 und 70 Jahren alle zwei Jahre empfohlen.

Die Einführung von Mammographie-Screeningprogrammen in der ganzen Schweiz ist auch ein Ziel der nationalen Krebsstrategie 2014-2017 von Bund und Kantonen. Bisher liegt es in der Kompetenz der Kantone, Mammographien im Rahmen von systematischen Früherkennungsprogrammen anzubieten. Auf nationaler Ebene geregelt ist lediglich die Kostenübernahme im Rahmen der obligatorischen Krankenpflegeversicherung.

In den meisten europäischen Ländern wird Frauen zwischen 50 und 70 Jahren empfohlen, ihre Brüste alle zwei Jahre röntgen zu lassen. Die Schweiz hat eine der höchsten Brustkrebs-Raten Europas.

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