Die Fintech-Firma Leonteq muss nach einem massiven Gewinneinbruch 2016 den Gürtel noch enger schnallen. Das laufende Sparprogramm wird ausgeweitet. Geschäftsleitung und Verwaltungsrat verzichten zudem auf Boni respektive einen Teil der Vergütungen.
Schwierige Marktbedingungen und zu hohe Investitionen führten beim Fintech-Unternehmen 2016 zu einem Gewinneinbruch um drei Viertel auf 17,2 Millionen Franken, wie Leonteq am Donnerstag mitteilte. Damit wurde die Gewinnwarnung von Mitte Dezember bestätigt.
Der Derivate-Anbieter litt im vergangenen Jahr vor allem unter einem stark gestiegenen Geschäftsaufwand, gleichzeitig gingen aber auch die Erträge zurück. Der Betriebsertrag sank nämlich um 6 Prozent auf 209,9 Millionen Franken. Der Aufwand stieg hingegen um 26 Prozent auf 189,4 Millionen Franken. 2016 soll daher nach dem Willen des Verwaltungsrates keine Dividende ausgerichtet werden.
Fehler eingestanden
Verwaltungsratspräsident Pierin Vincenz und CEO Jan Schoch bezeichneten das Geschäftsjahr an einer Medienkonferenz in Zürich als das schwierigste in der zehnjährigen Unternehmensgeschichte. Man bedauere begangene Fehler und das man Investoren, Kunden und Mitarbeiter enttäuscht habe.
Leonteq sei entschlossen, alles Notwendige zu unternehmen, um dem Geschäft wieder zu solidem und profitablem Wachstum zu verhelfen und das Vertrauen wiederherzustellen, erklärte Schoch. Doch die Fehler der Vergangenheit liessen sich nicht von einem Tag auf den anderen wiedergutmachen. Angesichts der aktuellen Marktbedingungen fehle es zudem an Rückenwind.
Zusätzliche Einsparungen
Um den Turnaround zu bewerkstelligen sollen – zusätzlich zu den bereits im Dezember angekündigten zehn Millionen Franken an Kosteneinsparungen – die Kosten im laufenden Jahr um weitere 18 Millionen Franken gedrückt werden.
Leonteq verkleinert auch die Geschäftsleitung von elf auf sechs Mitglieder. Im Rahmen der Optimierungen werden auch die Büroräumlichkeiten in Zürich, London und Singapur überprüft, sagte Schoch.
Wie bereits im Dezember angekündigt, will die Geschäftsleitung für 2016 angesichts der schlechten Zahlen auf ihre variable Vergütung verzichten. Ausserdem verzichten Vincenz sowie der Vizepräsident des Verwaltungsrates, Lukas Ruflin, auf 34 Prozent beziehungsweise 22 Prozent ihrer «Kompensation für die laufende Amtszeit». Damit sinken die Vergütungen des Verwaltungsrates insgesamt um 40 Prozent.
Der ehemalige Raiffeisen-Chef Vincenz erhält aber immer noch eine Entschädigung von 497’000 Franken. Zum Vergleich: Sein Vorgänger Peter Forstmoser hatte für 2015 nur 330’000 Franken erhalten. Firmenchef Jan Schoch bekommt für 2016 einen Lohn von 1,1 Millionen Franken.
Weitere Gewinnwarnung
Ausgestanden ist die Schieflage von Leonteq aber offensichtlich noch nicht. Ob nach einem Verlust in der zweiten Jahreshälfte 2016 nun im laufenden Geschäftsjahr 2017 die Rückkehr in die schwarzen Zahlen gelingt, wird laut Schoch stark von den Erträgen abhängen.
Schoch sieht 2017 nach einem schwachen Jahresauftakt als «Übergangsjahr». Die zusätzlichen Sparmassnahmen würden möglicherweise ohne solides Wachstum der Erträge nicht ausreichen, um zur Profitabilität zurückzukehren. Man glaube aber an das eigene Geschäftsmodell.
Als Prioritäten für 2017 bezeichnete er eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit den bestehenden Partnern, die Anbindung neuer Partner sowie die Optimierung des Kapitaleinsatzes. Bei der Umsetzung der Sparmassnahmen sollen dennoch «selektive Investitionen» getätigt werden, unrentable Tätigkeit abgebaut und die Automatisierung vorangetrieben werden.
Neuer Partner
Leonteq konnte am Donnerstag auch einen ersten Erfolg in der Partnersuche vermelden. Mit der Crédit Agricole wurde ein Kooperationsabkommen im Bereich strukturierter Anlageprodukte eingegangen. So werde die Investment Bank Crédit Agricole CIB die Technologie von Leonteq nutzen, um strukturierte Produkte an das eigene Kundennetzwerk anzupassen und zu vertreiben.