Letzte Nacht im Elsass, 29. Juni 2002

Ein lockerer Plaudermorgen in den Weiten der Ajoie, die Bauern mähen Gras, die Etappe ist nur kurz, um am Schluss gibts Champagner.

Wir schwatzen drauflos, und die Bauern mähen das Gras. (Bild: Urs Buess)

Ein lockerer Plaudermorgen in den Weiten der Ajoie, die Bauern mähen Gras, die Etappe ist nur kurz, um am Schluss gibts Champagner.

Ein angenehmes Lüftchen weht durch die Ajoie, Lix und ich sitzen im Garten, essen Frühstück, trinken Kaffee und setzen unsere Plaudereien vom Vorabend fort – wir schwatzen übers Reisen, über den Beruf, von den Problemen dort. Meiner ist zur Zeit etwas ausgeblendet, Lix steckt mitten drin, im Organisieren des Museums, in der Planung neuer Ausstellungen in Bern. Verschiedene Arbeiten und doch immer viel Gemeinsames, über das wir reden. Ein  Bauer aus der Nachbarschaft mäht das Gras im Garten, wir kaufen im kleinen Bonfoler Coop ein paar Kleinigkeiten ein und holen Gevi, die Frau von Lix, am Bahnhof ab.

 

Dann gibt es wieder viel zu erzählen, ich muss mich nicht wiederholen, die Reise war lang. Lix und Gevi planen im nächsten Jahr eine Wanderreise mit Freunden durch den Lake District, wi ich vor etwas mehr als einem Monat war. Ich kann ihnen Tipps geben, werde ihnen meine Karten schicken, die ich vor Wochen in ein grosses Couvert gesteckt und heimgeschickt habe.

Gegen vier Uhr ziehe ich los und Lix begleitet mich ein Stück weit. Wir spazieren zu den Etangs, biegen ab und an der Landesgrenze verabschiedet er sich, macht noch Fotos vom Dahinziehenden. Der Weg durch den Grenzwald ist dicht überwachsen, Courtavon auf dem Weg durch den Wald sehr nah. Aus einer Telefonkabine erreiche ich Monika, und wir verabreden uns in Winkel. Hatte nicht gewusst, dass es dort ein Hotel gibt – mit einem am Telefon sehr freundlichen Wirt.

Ein glänzender Wagenpark

Den Weg nach Levoncourt und Oberlarg kenne ich sehr gut, bin schon oft durchgegangen, mit dem Auto, der Vespa, auch mit dem Velo. Er scheint mir zu Fuss viel kürzer als sonst. Ich schmunzle über all die glänzenden Autos in Oberlarg. Die Schüler haben für ihre Lagerkasse einen Tag lang Autos gewaschen und Patisserie verkauft. Der Wagenpark von Oberlarg strahlt im Sommerabend. Eine mir bisher unbekannte Abkürzung führt mich auf die Anhöhe oberhalb Winkel, von wo aus ich den Weg ins Dorf auch schon zu Fuss gegangen bin.

Ein Wiedersehen

Auch das Hotel Cerf ist mit bisher noch nie aufgefallen. Leider. Der Wirt und Personal sind von grosser Freundlichkeit. Ich erzähle ihnen, dass ich seit längerem auf einer Fusswanderung durch Frankreich unterwegs sei und dass ich heute meine Freundin nach langen Woche hier wieder treffen werde. Sie schlagen mir vor, sie mit einem Glas Champagner zu überraschen und ihnen ein Zeichen zu geben, wenn sie auftauche. Und dann sehe ich weit unten, Moni in ihrem weissen Peugeot heranbrausen. Was für ein Wiedersehen nach langer Zeit! Die Wirtin hält sich diskret im Hintergrund und kommt zu gegebener Zeit mit dem Champagner aus dem Haus. Wir sitzen in der untergehenden Abendsonne, freuen uns, uns nach all der Zeit wieder einmal nah zu sein, freuen uns am schönen Zimmer und am auserlesenen Mahl. Meine voraussichtlich letzte Nacht für lange Zeit in Frankreich, diesmal im Elsass.

(Winkel, 29. Juni 2002)

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