Die Verleger sollten sich nach Ansicht von Medienministerin Doris Leuthard im Streit um die geplante Werbe-Allianz von SRG, Swisscom und Ringier nicht hinter Verboten verschanzen. Nötig seien konstruktive Vorschläge für Kooperationen.
Sie habe das Gefühl, die Verleger befänden sich im falschen Kampf mit einem falschen Feind, sagte Leuthard am Freitag am Schweizer Medienkongress in Interlaken. Dem Trio SRG, Swisscom und Ringier sei für seinen Entscheid, im Werbemarkt eng zu kooperieren, eigentlich zu gratulieren. Unternehmerisch mache der Schritt Sinn.
Die SRG habe das Recht, weitere Finanzquellen zu erschliessen, solange sie sich an die Konzession halte. Die Swisscom sei ein börsenkotiertes Unternehmen, das voll im Wettbewerb stehe.
Viele offene Fragen
Noch gebe es viele offene Fragen rund um die Werbe-Allianz, die es bis Ende Jahr zu beantworten gelte. Der Bundesrat werde alle Seiten anhören. «Bringen sie mir Beispiele, wo sie sich als Verleger diskriminiert sehen», sagte die Medienministerin weiter.
Das UVEK könne Auflagen erlassen, sollte die Werbe-Allianz zu Beeinträchtigungen führen. Pauschale Verbote brächten dagegen wenig. «Klären Sie mit den Kollegen die Geschäftsmodelle ab. Prüfen Sie, ob und welche Kooperationen möglich sind», forderte Leuthard die Verleger auf. Am Online-Werbeverbot für die SRG werde nicht gerüttelt, versicherte die Medienministerin den Verlegern.
Wertvolle Daten
Näher unter die Lupe zu nehmen sei ohne Zweifel die Frage der Auswertung von Daten, die ökonomisch einen hohen Wert hätten. Es sei eine Grundsatzfrage, ob diese Daten gratis allen Beteiligten zur Verfügung gestellt werden oder kostenpflichtig sein sollten.
Die Medienbranche sollte sich bemühen, gemeinsame Modelle zu entwickeln. Sie sollte sich fragen, wie alle profitieren könnten und der Werbefranken im eigenen Land behalten werden könnte. Extreme Szenarien wie eine Abschaffung der SRG-Gebühren oder ein komplettes Werbeverbot für die SRG seien nicht zielführend.
Lebrument sieht Allianz als Gefahr
Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument hatte zuvor in seiner Rede gefordert, die vor drei Wochen angekündigte Werbe-Allianz von SRG, Swisscom und Ringier sollte in der geplanten Form untersagt werden. Sie drohe, Dritte an den Rand zu drängen. Die Allianz sei eine grosse Gefahr für die private vielfältige Medienlandschaft.
Die Konzentration auf die drei Unternehmen SRG, Swisscom und Ringier führe zu einer grotesken Wettbewerbsverzerrung. Keiner wisse so viel über die Vorlieben der Schweizer wie die Swisscom. Dieses Wissen sei Gold wert für die Werbung, die immer individueller ausgerichtet sei.
«Ob kleine oder grosse Medienhäuser, ob traditionelle oder neue Medienanbieter – sie alle müssen freien Zugang zu diesen Daten haben und von ihnen profitieren können». Der Verlegerpräsident begrüsste daher den Entscheid der Wettbewerbskommission, die geplante Allianz vertieft zu prüfen.
Branchenlösung als Alternative
Als Gegenmodell zur Werbe-Allianz von SRG, Swisscom und Ringier plädierte Lebrument für eine Branchenlösung. Der Verband Schweizer Medien könne dabei als Plattform dienen. «Wir sind bereit, gemeinsam eine Organisation aufzubauen, die allen unseren Mitgliedern den Zugang zu diesen Dienstleistungen bietet», sagte Lebrument. Die SRG gehöre nicht dazu. Sie sei ausreichend mit Gebühren finanziert.