Libanon führt erstmals Visumspflicht für Syrer ein

Der Libanon hat wegen des Konflikts in Syrien bereits über eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Das kleine Land will den Flüchtlingsstrom aus dem Nachbarland nun erstmals mit einer Visumspflicht stoppen.

Libanon ist überfordert: Flüchtlingscamp in Zahleh (Bild: sda)

Der Libanon hat wegen des Konflikts in Syrien bereits über eine Million Flüchtlinge aufgenommen. Das kleine Land will den Flüchtlingsstrom aus dem Nachbarland nun erstmals mit einer Visumspflicht stoppen.

Mit einer neuen allgemeinen Visumspflicht für Syrer will der Libanon den Zustrom von Flüchtlingen aus dem Nachbarland stoppen. Seit (heute) Montag reicht es nicht mehr aus, für die Einreise aus Syrien an der libanesischen Grenze lediglich einen Ausweis vorzulegen.

Dies hatte die Regierung in Beirut am Wochenende mitgeteilt. So soll das bereits im Oktober verhängte grundsätzliche Einreiseverbot für syrische Flüchtlinge konsequenter durchgesetzt werden.

Ausweis, Hotel und 1000 Dollar vorausgesetzt

Die neue Einreiseerlaubnis für Syrer kann in sechs verschiedenen Kategorien beantragt werden – etwa von Geschäftsreisenden, Touristen oder Patienten, die sich im Libanon behandeln lassen wollen. Voraussetzung für die Ausstellung eines Touristenvisums ist neben der Vorlage eines Ausweises eine Hotelreservierung sowie der Besitz von 1000 Dollar.

Ein Visum wird auch erteilt, wenn der Antragsteller einen libanesischen Bürgen hat oder eine Immobilie im Libanon besitzt. Ausserdem sollen Studenten- und Transitvisa sowie Einreiseerlaubnisse für den Besuch ausländischer Botschaften ausgestellt werden.

Aus Kreisen der libanesischen Sicherheitsbehörden hiess es, die Massnahme diene dazu, den Zustrom von Syrern besser zu kontrollieren. Ziel sei es, die Einreise weiterer Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland zu verhindern.

1,1 Millionen Flüchtlinge aufgenommen

Der Libanon hat seit dem Beginn des Aufstands gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im März 2011 bereits mehr als 1,1 Millionen Flüchtlinge aus dem Nachbarland aufgenommen. Dies führte zu erheblichen Spannungen in dem kleinen Staat mit seinen knapp vier Millionen Einwohnern.

Im Oktober machte der Libanon seine Grenzen für syrische Flüchtlinge dicht. Syrische Flüchtlinge dürfen seither nur noch in Ausnahmefällen aus humanitären Gründen ins Land.

Seit der Unabhängigkeit des Libanons und Syriens in den Vierzigerjahren hatte ein Ausweis ausgereicht, um von einem Land ins andere zu reisen. Es sei «das erste Mal in der Geschichte der beiden Länder, dass der Libanon von den Syrern verlangt, ihre Einreisegründe zu präzisieren», sagte der libanesische Sozialminister Raschid Derbas am Samstag.

Im syrischen Bürgerkrieg sind bereits mehr als 200’000 Menschen getötet worden. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist auf der Flucht.

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