Island bekommt fünf Jahre nach dem Bankenkollaps eine Mitte-Rechts-Regierung unter Führung des liberalen Parteichefs Sigmundur Davíd Gunlaugsson. Nach der schweren Wahlniederlage für die bisherige Koalition aus Sozialdemokraten und Linksgrünen vom Wochenende beauftragte Präsident Ólafur Ragnar Grímsson den 38-jährigen Gunlaugsson am Dienstag mit der Regierungsbildung.
Als sicher gilt in Reykjavik eine Koalition der Liberalen mit der konservativen Unabhängigkeitspartei. Diese hatte mit ihrem Chef Bjarni Benediktsson bei den Wahlen am Samstag mit 26,7 Prozent vor der Fortschrittspartei mit 24,4 Prozent die meisten Stimmen geholt. Grímsson begründete den Auftrag zur Regierungsbildung an den etwas kleineren Partner mit deutlich höheren Stimmenzuwächsen für die Liberalen.
Beide Parteien wollen die von der bisherigen sozialdemokratischen Regierungschefin Jóhanna Sigurdardóttir in Gang gebrachten Beitrittsverhandlungen mit der EU abbrechen und zum Gegenstand eines Referendums machen. Sie verfügen mit jeweils 19 der 63 Sitze im isländischen Parlament «Althing» über die absolute Mehrheit.
Das Land war 2008 durch den Bankenkollaps in eine schwere Finanz- und Wirtschaftskrise geraten. Die bisherige Mitte-Links-Koalition verlor am Samstag die Hälfte ihrer Stimmen und stellt nur noch 16 Abgeordnete. Als Grund gilt Unzufriedenheit unter den 320’000 Bürgern über die Verteilung der Krisenlasten.