Für eine angemessene Kontrolle und Sicherung der Senfgasbestände in Libyen fehlt es nach Einschätzung des libyschen Verantwortlichen für die Waffen an der richtigen Ausrüstung und an Geld.
„Die modernste Ausrüstung, die wir besitzen, stammt aus dem Jahr 1980“, sagte Jussef Safi al-Din der Nachrichtenagentur AFP. „Aber wir benötigen viel mehr“, fügte der bereits unter dem gestürzten Machthaber Muammar al-Gaddafi für dessen Chemiewaffen zuständige frühere Offizier hinzu.
„Uns fehlt es an allem.“ Während des Aufstands hatte Safi al-Din dann für den Übergangsrat die Chemiewaffenbestände Gaddafis überwacht.
Die Existenz zweier bislang geheimer Chemiewaffenlager Gaddafis war am Montagabend bekannt geworden. In beiden Lagern befand sich laut al-Din verwendungsfähiges Senfgas, in einem Fall habe es bereits in Waffen zum Einsatz bereitgestanden.
Gelände gesichert
„Ohne die erforderliche Ausrüstung in diese chemischen Bunker zu gehen, war beinahe wie ein Selbstmord. Aber wir haben es trotzdem gemacht“, sagte der kleine grauhaarige Mann. „All das haben Freiwillige erledigt.“ Normalerweise hätte dies „Millionen gekostet“. Am Ende sei es aber geglückt, „alle chemischen Gelände zu sichern“.
Senfgas verursacht schwere Verbrennungen besonders an Augen, Lunge und auf der Haut. Durch die Beimischung bestimmter Zusätze kann es verdünnt und so „neutralisiert“ werden. „Wir brauchen Hilfe, denn Gaddafi hat uns nichts übriggelassen, um das Gas zu neutralisieren“, sagte Safi al-Din mit Blick auf mögliche weitere Waffenlager, die es aufzuspüren und zu sichern gilt.
„Einige Länder, besonders Katar, leihen uns etwas Ausrüstung“, erklärt Safi al-Din weiter. Von Frankreich etwa seien die Libyer aber enttäuscht, da auf eine entsprechende Bitte keine Antwort gekommen sei.
Die USA wiederum helfen demnach mit etwas Geld und Fahrzeugen aus und unterstützen die Libyer bei der Analyse und Auswertung von Giftgasproben. „Aber sie geben uns keine Spezialausrüstung“, kritisierte Safi al-Din. „Die Amerikaner warten offenbar, bis eingefrorene libysche Gelder im Ausland freigegeben werden, damit letztlich Libyen das alles bezahlt.“