Der libysche Übergangsregierungschef Abdullah al-Thinni hat seinen Rücktritt angekündigt. Al-Thinni und seine Familie waren zuvor von Milizen bedroht worden.
Der libysche Übergangsregierungschef Abdullah al-Thinni hat seinen Rücktritt angekündigt, nachdem seine Familie Drohungen von Milizen erhielt.
Der Ministerpräsident erklärte, eine Gruppe von Bewaffneten habe in der Nacht zum Sonntag vor seinem Haus mehrere Schüsse abgegeben. «Ich will nicht, dass wegen dieses Postens ein Tropfen libyschen Blutes vergossen wird», hiess es in einem Brief Al-Thinnis an das Parlament, den die Übergangsregierung über den Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte.
Milizionäre hatten in den vergangenen Monaten mehrfach Regierungsmitglieder und Parlamentarier bedroht und unter Druck gesetzt. Al-Thinni hatte am vergangenen Dienstag den Auftrag erhalten, eine neue Übergangsregierung zu bilden.
Thinni bleibt vorübergehend
Er ist der Nachfolger von Ministerpräsident Ali Seidan, der im März von einer Parlamentariergruppe unter Führung der Muslimbrüder per Misstrauensvotum entmachtet worden war. Bis zur Ernennung eines neuen Ministerpräsidenten werde er die laufenden Regierungsgeschäfte weiterführen, sagte Al-Thinni.
Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Herbst 2011 durch einen Militäreinsatz der NATO kämpft Libyen mit Abspaltungstendenzen im Osten sowie mit ehemaligen Rebellengruppen, die sich weigern, ihre Waffen niederzulegen.
Einige dieser Milizen hielten monatelang wichtige Ölterminals besetzt. Sie wollen damit ihrer Forderung nach regionaler Autonomie für den Osten Libyens und nach einer besseren Verteilung der Einnahmen aus dem Erdölgeschäft Nachdruck verleihen.