Licht, Luft, eigener Garten – das Schorenmatten-Areal als Wohnkultur-Zeugnis

Basel scheint mit dem Badischen Bahnhof zu enden. Und irgendwann kommen die grünen Matten Riehens. Dazwischen liegt das Areal In den Schorenmatten. In den 1920er-Jahren war es eine der zukunftsweisendsten Wohnsiedlungen der Schweiz. Wir haben uns vor Ort umgesehen. Der Badische Bahnhof scheint das Ende von Basel. Was danach folgt sind irgendwanndie grünen Matten von […]

Genossenschaft im Surinam, Stadtentwicklung Basel,Bild: Oliver Hochstrasser / www.oliverhochstrasser.ch

Basel scheint mit dem Badischen Bahnhof zu enden. Und irgendwann kommen die grünen Matten Riehens. Dazwischen liegt das Areal In den Schorenmatten. In den 1920er-Jahren war es eine der zukunftsweisendsten Wohnsiedlungen der Schweiz. Wir haben uns vor Ort umgesehen.

Der Badische Bahnhof scheint das Ende von Basel. Was danach folgt sind irgendwanndie grünen Matten von Riehen. Dazwischen liegt aber ein spannendes Areal: In den Schorenmatten. In den 1920er-Jahren war es eine der zukunftsweisendsten Wohnsiedlungen der Schweiz, die aus der Not entstand.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges herrschte in Basel akuter Wohnungsmangel. Betroffen waren vor allem kinderreiche Familien mit geringem Einkommen. Engagierte Basler Architekten bemühten sich, Wohnraum zu verwirklichen, welcher auf die Bedürfnisse dieser sozial schwächer gestellten Schicht zugeschnitten war.

Das Gebot der Gleichheit

In den Schorenmatten wurde vom Architektentrio August Künzel, Hans Schmidt und Paul Artaria entworfen. Die Idee war es, alle Häuser mit gleich viel Licht, Luft und Sonne versorgen zu können. So sollte einerseits die Gesundheit der Bewohner gewährleistet und andererseits das soziale Gebot der Gleichheit erfüllt werden.

Nun bilden die insgesamt 89 zweigeschossigen Kleinhäuser gemeinsam ein Ensemble, das jedoch in seinem Stil in keiner Weise an eine Mietskaserne erinnern soll. Die primäre Aufgabe war erfüllt: möglichst viel Wohnraum zu möglichst tiefen Preisen zu gewähren. Damit dieses Ziel erreicht werden konnte, wurde auf zwei Grundprinzipien der industriellen Produktion zurückgegriffen: Standardisierung und Typisierung.

Acht Menschen in vier Zimmern

Zielgruppe der Einfamilienhäuser waren kinderreiche Familien. Kinderreich, das heisst Familien mit vier oder mehr minderjährigen Kindern. Was aus heutiger Perspektive schwer vorstellbar ist, war damals Realität: in den Schorenmatten lebten bis zu acht Personen auf 84 Quadratmetern.

Zu jedem Haus gehörte ein kleines Stück Garten. Dort wurde Kleintier gehalten und Gemüse angebaut. Auf die Erträge aus dem Garten waren die Erstsiedler angewiesen, sie sicherten damit die existenzielle Grundversorgung der ganzen Familie.

Neben den Einfamilienhäusern wurde auch ein Kindergarten gebaut. Die Architekturhistorikerin Dorothee Huber sieht in den Wohnsiedlungen an den damaligen Stadträndern eine Synthese von Land und Stadt. Dort angesiedelt ist eine Gesellschaft, die sich zwar im Wandel zur Arbeiterschaft begreift, sich ihrer bäuerlichen Herkunft aber noch bewusst ist.

1930, ein Jahr nach der Fertigstellung der Siedlung fand in Basel die Wohnbauausstellung WOBA statt. Im Rahmen dieser wurde In den Schorenmatten in die eigens für die WOBA gebaute Mustersiedlung Eglisee integriert. Die Siedlung wurde als Zeichen des Fortschritts erkannt. Schon früh folgte man hier ganz den Grundsätzen des Neuen Bauens. Diese prägten das Architekturschaffen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.

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