Eurokurs hin oder her: In Basel finden Gastronomen eigentlich beste Bedingungen vor. Nur müssten einige unter ihnen endlich mal die Tomaten von den Augen nehmen und sich wie richtige Dienstleister verhalten.
In den vergangenen Wochen und Monaten wurde eifrig diskutiert, inwiefern das Gewerbe, vor allem aber der Detailhandel in Basel weiter bestehen kann. Das grenznahe Ausland frohlockt mit günstigen Preisen, aber auch mit einem sehr attraktiven Angebot (alles zum Thema Einkaufstourismus im Dossier der TagesWoche).
Mit dem Niedergang des Eurokurses gegenüber dem Schweizer Franken hat sich die Lage nochmals akzentuiert. Nun ist neben dem Detailhandel aber auch die Gastronomie in den Fokus gerückt. Viele Restaurants im deutschen Grenzgebiet haben mittlerweile einen grossen Anteil an Schweizer Kunden und sind an manchen Tagen auch ausgebucht. Der Präsident des Basler Wirteverbands, Josef Schüpfer, beklagte bereits, dass neben den einzelnen Gästen auch Firmenanlässe und Bankette ins grenznahe Ausland abwandern würden.
Dass die Rahmenbedingungen nicht die allerbesten sind für schweizerische Gastronomen lässt sich kaum leugnen. Die Argumente sind bekannt: Miete, Personalkosten, höhere Einkaufspreise für Agrarprodukte, Eurokurs. Dennoch gilt es hier zu differenzieren. Alleine in den letzten drei Tagen habe ich völlig widersprüchliche Beispiele erlebt, die diese Unterschiedlichkeit untermalen. Es gibt Restaurants, die mit dieser schwierigen Situation umgehen können – andere können es weniger.
Verschenkte Chance
Basel ist eine Messe-Stadt und bringt in gewissen Wochen sehr viele kaufkräftige Gäste hierher. Gerade diese Woche präsentieren sich die Art Basel und viele weitere Satellitenmessen und locken viele Leute an, aus dem In- und Ausland. Eine Chance für den Detailhandel, für die Gastronomie und für die Party-Veranstalter. Aber haben das auch alle Gastronomen begriffen?
Letzten Dienstagabend, um 21.30 Uhr, möchten wir zu zweit noch etwas essen im Kleinbasel. Das eine Restaurant mit Schweizer Küche ist fast leer. Die Küche hat bereits geschlossen, teilt man uns mit. Schade, denken wir, spazieren aber einfach ein paar Meter weiter, zu einem Thai Restaurant. Und hier zeigt sich: Man ist auf die Messewoche vorbereitet.
Wir haben Glück, es ist gerade noch ein Tisch für uns frei – will heissen, das Restaurant ist proppenvoll mit Einheimischen und Messegästen. Die gute Stimmung im Lokal ist unüberhörbar. Die Küche arbeitet auf Hochtouren, die Service Angestellten versuchen flink, die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Kurzum, es wird Umsatz generiert.
An der eigenen Nase nehmen
Volle Restaurants, das freut doch alle, die Gäste, den Unternehmer und die Steuerabteilung des Kantons. Aber warum nur merken viele Gewerbetreibende nicht, dass wir in der Stadt Basel gesegnet sind mit Events und Besuchern, wie es Gastronomen in anderen Ländern und Städten kaum zu träumen wagen?
Die Schuld allein den Rahmenbedingungen zuzuschieben ist meistens etwas billig. Am Ende des Tages muss man einfach flexibel sein und auf die Kundenbedürfnisse eingehen können. Jeder Anbieter von Produkten und Dienstleistungen muss sich permanent mit der Frage beschäftigen: Wie kann ich die Bedürfnisse meiner Kunden in idealer Weise abdecken? Und wenn einmal etwas nicht so funktioniert, wie man es sich vorgestellt hat, dann ist auch nicht immer die Politik daran schuld.
P.S.: Ein innovatives Restaurant im Gundeli hat sich Anfang der Kunstwoche bei mir gemeldet, mit dem Wunsch, ein bis zwei Restauranttische auszuleihen für eine geschlossene Gesellschaft von über 100 Leuten. Und ich denke dabei: Gut gemacht, es gibt sie, die erfolgreichen flexiblen Gastronomen in dieser Stadt.
_
Karl Linder ist unter anderem Eigentümer von basel-rooms.ch, einer Plattform, die im Raum Basel möblierte Appartements vermietet.