Der Liechtensteiner Tierfutter-Hersteller Ospelt in Bendern zahlt den Angestellten die Löhne ab Oktober nicht mehr in Franken aus, sondern in Euro. 450 Angestellte müssen eine Lohneinbusse von knapp 9 Prozent in Kauf nehmen.
Im Juni sollen die Änderungskündigungen per Ende September ausgesprochen werden, wie «Radio Liechtenstein» am Dienstag berichtete. Ospelt ist das erste grosse Industrie-Unternehmen im Fürstentum, das auf Euro-Löhne umstellt. Informiert darüber wurde die Belegschaft am frühen Dienstagmorgen.
Ruedi Burkhalter, Geschäftsleitungsmitglied und Personalchef bei Ospelt, sagte dem Liechtensteiner Radiosender, mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses Mitte Januar durch die Schweizerische Nationalbank habe sich die Situation im Bereich Tiernahrung «dramatisch» verändert. Hunde- und Katzenfutter aus Bendern sei im Euroraum plötzlich deutlich teurer geworden.
Die 450 Angestellten in Bendern sollen die Löhne in Zukunft zu einem Umrechnungskurs von 1,15 Franken pro Euro erhalten. Das bedeutet eine Lohnkürzung von fast 9 Prozent bei einem aktuellen Kurs von 1,05, ist aber immer noch mehr als noch im vergangenen Jahr. Zwei Drittel der Belegschaft in Bendern sind Grenzgänger aus Österreich und Deutschland.
Kürzungen auch auf höherer Ebene
Der Tierfutter-Hersteller exportiert über 90 Prozent der Hunde- und Katzennahrung in Länder mit dem Euro. Deshalb sei das Unternehmen gezwungen, billiger zu produzieren, sagte Personalchef Burkhalter.
Die Senkung der Herstellungskosten betrifft nicht nur die Arbeitnehmerschaft. In den Chefetagen und darüber hinaus wird ebenfalls der Sparhebel angesetzt. Die Löhne der Spitzenkader und die Honorare im Verwaltungsrat sollen gekürzt werden, aber auch die Dividenden der Familie Ospelt sollen um 50 Prozent reduziert werden.
Produktion und Arbeitsplätze erhalten
Geschäftsleitungsmitglied Burkhalter sagte, Ziel dieser Massnahmen sei es, die Tierfutter-Produktion und die Arbeitsplätze längerfristig in Bendern zu halten. Dort macht die Ospelt-Gruppe etwa einen Drittel des Gesamtumsatzes von 600 Millionen Franken pro Jahr. In den Werken in Liechtenstein, in der Schweiz sowie in Deutschland beschäftigt die Gruppe rund 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
In der Schweiz lehnen es die Gewerkschaften ab, dass Löhne in Euro ausbezahlt werden. Sie kämpfen gegen eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen wegen des starken Frankens, was sie auch wieder am 1. Mai zum Ausdruck brachten. Verboten sind Euro-Löhne weder in Liechtenstein noch in der Schweiz. Der Bundesrat sprach sich schon 2011 gegen die Einführung eines Verbotes aus.