Like Someone in Love

Der Iraner Abbas Kiarostamis verblüfft mit zauberhaft langsamen Sequenzen und abrupten Schlüssen. Weil er im Iran nicht arbeiten kann, glänzt er mit japanischer Langsamkeit. Was lange fährt, hört plötzlich auf. Der Iraner Abbas Kiarostamis lädt uns – mit stillen, japanischen Bildern – in sein Like Someone in Love, indem er seine Hauptfiguren, noch ehe sie […]

Der Iraner Abbas Kiarostamis verblüfft mit zauberhaft langsamen Sequenzen und abrupten Schlüssen. Weil er im Iran nicht arbeiten kann, glänzt er mit japanischer Langsamkeit. Was lange fährt, hört plötzlich auf.

Der Iraner Abbas Kiarostamis lädt uns – mit stillen, japanischen Bildern – in sein Like Someone in Love, indem er seine Hauptfiguren, noch ehe sie sich begegnen, alltägliche Dinge verrichten lässt, die allerdings erst im Verlauf der weiteren Geschichte Bedeutung erlangen, wie z.B. das ausführliche Candlelight-Dinner, das der Professor in seiner Wohnung vorbereitet, noch ehe wir wissen, wen er bewirten will, bis eine SMS uns dahingehend aufklärt, dass Akiko, die Studentin, die sich um ihre Grossmutter sorgt, von ihrem Zuhälter zu einem Kunden geschickt wird, was sie zu einer ewig langen Taxifahrt zwingt, die uns vorkommt wie ein verschlungener Satz in einem Buch, das den Weg einer jungen Frau hinab in die Halbwelt Tokios beschreibt, wobei wir hier schon ahnen, dass sie als Escort zu dem Alten geschickt werden soll, der noch rasch telefonisch ein Gedicht übersetzen will, worin das Klingeln an der Tür ihn aber jäh unterbricht, und er bittet, so unbeholfen, wie er das Essen vorbereitet hat, Akika zu Tisch, jedoch vergeblich, da sie an einem Essen gar nicht interessiert zu sein scheint, sondern eher müde wirkt, so müde, dass sie es vorzieht, sich gleich ins Bett zu legen, wo sie schliesslich einschläft und erst am nächsten Morgen wieder erwacht, als es schon fast zu spät ist, um an die Uni zu fahren, wohin der alte Mann sie nun in väterlicher Fürsorge unverzüglich fährt, ja, ihr sogar verspricht, auf sie zu warten, da er sehr wohl bemerkt hat, dass draussen vor dem Tor zum Lesesaal ein junger Mann in forscher Absicht Akika angerempelt hat, und, kaum ist sie im Lesesaal verschwunden, den Achtzigjährigen nun auch bedrängt, mit Fragen, was er hier zu suchen habe, worauf der Alte ihn mit der verhängnisvollen Lüge beruhigt, er sei der Grossvater, er warte bloss, um sie in die Stadt, zu Grossmutter, zu fahren, worauf der junge Mann den beiden in die Wohnung folgt, wo es – bei Ella Fitzgerald’s Like Someone in Love – zum Eklat und jenem Ende kommt, vor dem ich Sie, gleich zu Beginn, gewarnt habe, da es, wie immer bei  Abbas Kiarostamis, unvermittelt eintrifft, und uns mit dem Gefühl zurücklässt, es werde jetzt eine neue Handlung beginnen, die dann mittendrin aufhö –

 

 

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