Regierungskandidat Salvador Sánchez Cerén hat bei der Präsidentenwahl in El Salvador mit Abstand am meisten Stimmen geholt. Den direkten Sieg im ersten Wahlgang verpasste der ehemalige Guerilla-Kommandant allerdings knapp. Die Stichwahl soll am 9. März stattfinden.
Sánchez Cerén von der linksgerichteten Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional (FMLN) erzielte 49 Prozent, wie das Wahlamt am Sonntagabend (Ortszeit) nach der Auszählung von über 75 Prozent der Stimmen mitteilte.
Norman Quijano von der rechtskonservativen Partei Arena kam auf 39 Prozent und Ex-Präsident Antonio Saca vom Parteienbündnis Unidad auf 11,4 Prozent der Stimmen. Demnach dürften Sánchez Cerén und Quijano am 9. März in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Saca räumte seine Niederlage ein und beglückwünschte die beiden stärkeren Kandidaten.
Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag über 50 Prozent, wie das Wahlamt mitteilte. Zwischenfälle wurden nicht gemeldet. Internationale Beobachter sprachen von einem geordneten Wahlablauf. Zuletzt war befürchtet worden, dass die mächtigen Jugendbanden die Wahlen stören könnten.
Sánchez Cerén wird dem linken Flügel der FMLN-Partei zugerechnet. Sein Parteifreund, der gemässigte Staatschef Mauricio Funes durfte nicht wieder kandidieren.
Linker signalisiert Öffnung
Bei der Stimmabgabe überraschte Sánchez Cerén mit der Bemerkung, er wolle eine Regierung bilden, die «für alle Tendenzen» offenstehe, und dem Appell an seine Gegner, einen «grossen nationalen Pakt» für El Salvador zu schliessen.
Das rechtskonservative Lager trat bei der Präsidentschaftswahl gespalten an. Der ehemalige Staatschef der Jahre 2004 bis 2009, Antonio Saca, der vor fünf Jahren gemäss der Verfassung nicht sofort für eine zweite Amtszeit kandidieren durfte und sich jetzt wieder bewarb, dürfte Quijano einige Stimmen konservativer Wähler abgejagt haben. Wegen des Wahldesasters im Jahr 2009 war Saca aus der Arena-Partei ausgeschlossen worden.
Insgesamt waren in dem zentralamerikanischen Land etwa 4,9 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Sowohl Sánchez Cerén als auch Quijano hatten im Wahlkampf versprochen, die in El Salvador grassierende Armut und Kriminalität zu bekämpfen.