Lob dem Filettanten

Der Berliner Comiczeichner und Komiker Fil bringt anarchischen Witz und Kalauer nach Basel.

Der Berliner Phil Tägert alias Fil bringt seinen cartoonesken Humor auf die Bühne. (Bild: zVg)

Der Berliner Comiczeichner und Komiker Fil bringt anarchischen Witz und Kalauer nach Basel.

Ausgebildet ist er als Masseur, aber an Entspannung ist bei ihm kaum zu denken. Philip «Fil» Tägert, der etwas andere Vorzeigeberliner. Aus der deutschen Hauptstadt kommt er, dort hat er alle seiner bisherigen 46 Jahre verbracht, und dort lungern seine bekanntesten und treusten Geschöpfe rum: Didi und Stulli, zwei der prächtigsten Proleten vor dem Herrn. Der eine ist gross, dick und trägt eine Unmenge Warzen auf seiner Schweinenase, der andere ist klein, schwach und ein armer Wendehals, aber ohne einander kommen sie nicht aus, um an der Welt nicht zugrunde zu gehen.

Tief unter der Erde

Seit 1997 erscheinen ihre Stories im Berliner Stadtmagazin «Zitty» und regelmässig auch als Comicband. Geändert hat sich die Umgebung, von dem nicht mehr ganz so versackten Berlin geht es auch mal auf den Mars oder tief unter die Erde, wo Gott hockt oder ein verschollener Amazonenstamm.

Geblieben ist hingegen der charakteristische Slang: die Berliner Schnauze. Deren Lautmalerei pflegt Tägert derart wonnig, dass er manchmal gar Kunstbegriffe in den schnoddrigen Dialekt einführt, des reinen Wohlklangs willen.

Die Umgangssprache hat Tägert als Zote wie als Zierde entdeckt, und manchmal trägt er sie gleich selbst auf der Bühne vor. Tägert hat eine Vergangenheit als nicht eben erfolgreicher, aber engagierter Punkrocker, und etwas vom improvisierten Charme dieser Tage hat er bewahrt. Manchmal tritt er noch immer mit Gitarre auf, kalauert dann über österreichische Weihnachtslieder oder klopft Helden früherer Tage wie Johnny Thunders weich, die grösste Resonanz erfährt er jedoch im Duo – zusammen mit seiner Handpuppe Sharkey, ein Hai, der meist alles besser weiss. Auch hier überlagert der spontane Gag manchmal die raffinierte Pointe, dem hohen Improvisationsgrad geschuldet. «Filettantismus», sagt Tägert selbst dazu, und der «Tagesspiegel» schrieb einst noch treffender: «Manches Werk ist grosse Kunst, anderes so flach, dass es schon fast wieder tiefgründig wirkt.»

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23.03.12

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