Lucerne Festival trauert um Claudio Abbado

Lucerne Festival verliert mit Claudio Abbado einen seiner prägenden Künstler. Der Meisterdirigent habe mit dem von ihm initiierten Lucerne Festival Orchestra dem Klassikanlass zu einem künstlerischen Höhenflug verholfen, teilte Intendant Michael Haefliger mit.

Michael Haefliger, Direktor Lucerne Festival (Archiv) (Bild: sda)

Lucerne Festival verliert mit Claudio Abbado einen seiner prägenden Künstler. Der Meisterdirigent habe mit dem von ihm initiierten Lucerne Festival Orchestra dem Klassikanlass zu einem künstlerischen Höhenflug verholfen, teilte Intendant Michael Haefliger mit.

Abbado war am Lucerne Festival seit 47 Jahren aufgetreten. Er habe neben Pierre Boulez den wohl grössten Beitrag zum Festival geleistet, sagte Haefliger auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Eine herausragende Stellung nimmt dabei seit 2003 das Lucerne Festival Orchestra ein, dem viele mit Abbado befreundete Solisten und Mitglieder kleiner Formationen angehören. Dieses «Orchester der Freunde» entsprach Abbados Vorstellung des Musizierens.

Elegant und engagiert

Für ihn sei die Liebe zum Orchester im Vordergrund gestanden, schreibt Haefliger in seinem Nachruf. Ein Orchester sei für ihn kein grosses Gebilde gewesen, sondern ein Kollektiv von Ensembles.

Haefliger hob zudem die Arbeit Abbados mit jungen Musikern hervor. Er sei ein Visionär gewesen, sagte er, der seine Visionen habe umsetzen können und mehrere Orchester gegründet habe.

Abbado sei ein eleganter Dirigent gewesen, sagte der Intendant von Lucerne Festival. Er sei ein feiner und stiller Mensch gewesen, auf der Bühne aber ein Vulkan. Er habe das Maximum nicht in den Proben, sondern im Konzert erreicht.

Legendäre Eröffnungskonzerte

Abbado eröffnete mit dem Lucerne Festival Orchestra jeweils das Lucerne Festival. Diese Konzerte waren so begehrt, dass sie live in den Luzerner Inselipark übertragen wurden. Herausragend waren an diesen Konzerten vor allem die von Abbado und seinem Orchester interpretierten Sinfonien von Gustav Mahler und Anton Bruckner.

Auch an seinem letzten Konzert in Luzern am 26. August 2013 stand Bruckner auf dem Programm. Abbado habe so «weit entfernt» und «tief verklärt» gewirkt, dass die Vermutung im Raum gestanden sei, es sei sein letztes Luzerner Konzert, schreibt Haefliger.

Haefliger sagte, es sei bekannt gewesen, dass Abbado wohl nicht mehr lange leben werde. Doch es habe immer auch Hoffnungsschimmer gegeben. Vom Tod des Dirigenten nahm Haefliger «mit Bestürzung» Kenntnis.

Neue Ära

Lucerne Festival muss sich nun auf eine neue Ära ohne Abbado ausrichten. Es hat sich nach Auskunft seines Intendanten dazu schon seit längerem Gedanken gemacht. Wie es weitergehen soll, wird aber erst zu einem späteren Zeitpunkt kommuniziert.

Abbado lasse sich nicht ersetzen, sagte Haefliger. Es sei aber das erklärte Ziel, das Lucerne Festival Orchestra weiterzuentwickeln, mit einem neuen Dirigenten und einer neuen Gestaltung.

Abbados nächster Auftritt war zusammen mit dem ebenfalls von ihm gegründeten Orchestra Mozart für den 7. April geplant gewesen, anlässlich von Lucerne Festival zu Ostern. Weitere Auftritte, zusammen mit dem Lucerne Festival Orchestra, waren für den Sommer programmiert. In welcher Form sie stattfinden, ist noch offen.

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