Lucien Favre äussert sich erstmals seit seinem Rücktritt bei Borussia Mönchengladbach. «Es geht mir gut», sagt der begehrte Trainer zur Nachrichtenagentur sda.
Am 20. September hat Lucien Favre in Mönchengladbach seine Demission eingereicht und die Verantwortlichen der Borussia in corpore überrascht. Nach einer Serie von fünf Niederlagen zu Beginn seiner fünften Saison am Niederrhein fasste der Romand nach reiflicher Überlegung einen unumstösslichen Grundsatzbeschluss.
Zum kurzen, aber alles andere als schmerzlosen Abschied verbreitete Favre ein Begleitschreiben: «Ich habe nicht mehr das Gefühl, der perfekte Trainer für Borussia Mönchengladbach zu sein. Da muss ich ehrlich sein zu mir und meinen Partnern: Es geht um den Verein, um den Mythos Borussia! Ich muss diesen Entscheid für Borussia und die Zukunft treffen.»
Auf weitere persönliche Ausführungen verzichtete Favre im vergangenen Jahr. Seit jenem grauen Herbsttag tauchte der Schöpfer von «Borussia Barcelona» ab. Erst fünf Monate später spricht der 58-Jährige erstmals öffentlich über seinen Ausstieg beim VfL. «Es geht mir sehr gut. Ich fühle mich frisch», sagt Favre zur Nachrichtenagentur sda.
Neuer Job als Grossvater
Hinter ihm liegt eine lange Zeit der Reflexion, eine Phase der persönlichen Neuausrichtung, ein Abwägen der eigenen Situation – und Momente des privaten Glücks. Der Waadtländer ist seit letztem Dezember Grossvater, seine Tochter gebar ein Mädchen.
Favres Gedanken kreisten um viele Dinge. Immer wieder pendelte er zwischen Deutschland und der Schweiz. Kurz vor Weihnachten vereinbarten Gladbachs Manager Max Eberl und sein langjähriger Coach ein Treffen. «Wir haben viereinhalb Jahre Revue passieren lassen und besprochen. Das war für uns das Wichtigste. Lucien wird seinen Weg machen, er ist ein grossartiger Trainer», meldete Eberl im Januar.
Entsprechend blieben die Region und die Bundesliga generell in seinem Fokus. Aber er liess auch andere Einflüsse zu. «Ich habe mir überall in Europa Spiele angeschaut», sagt Favre – auch den spanischen Klassiker Real – Barcelona. «Man muss alle Entwicklungen verfolgen, man kann jeden Tag etwas Neues lernen.»
Der nächste Halt? «Das bleibt offen.»
Der frühere FCZ-Meistermacher liess zunächst nur sein engstes Umfeld an den neuen Erkenntnissen und Plänen teilhaben. Seine Zurückhaltung nach dem Rücktritt taxiert er selber in der Nachbetrachtung auch als Frage des Stils und Respekts gegenüber dem alten Arbeitgeber.
Während eines Trips in den Dschungel von Costa Rica erweiterte er seinen Horizont auch abseits des taktischen Spektrums. Die Reise war nur eine von vielen Facetten, sie war wohl auch ein Teil des Verarbeitungsprozesses.
Wo er seinen spannenden Fussball-Weg fortsetzen wird, ist (noch) nicht abzusehen. Über den Zeitpunkt seines Comebacks spricht der Schweizer nicht. Er nennt keine Frist, setzt sich selber nicht ohne Not unter Druck: «Das bleibt offen.»