Die Lufthansa setzt trotz eines knappen Milliardengewinns den Rotstift an. Der Vorstand will mehrere Standorte schliessen, und die Aktionäre sollen auf eine Dividende verzichten. Zugleich will die Lufthansa-Spitze um Vorstandschef Christoph Franz mehr als 100 neue Flugzeuge bestellen.
Dies teilte Europas grösste Fluggesellschaft vorzeitig am Dienstagabend mit. Das endgültige wirtschaftliche Ergebnis soll zum Jahresabschluss der Lufthansa Group am 14. März veröffentlicht werden. Details zu den Standortschliessungen wurden am Dienstagabend nicht genannt.
Im abgelaufenen Jahr profitierte die Lufthansa stark von Beteiligungsverkäufen. Unter dem Strich verdiente der börsenkotierte (Dax) Konzern daher 990 Millionen Euro, nachdem er ein Jahr zuvor noch einen Verlust von 13 Millionen Euro eingeflogen hatte.
Im operativen Geschäft lief es allerdings schlechter. Während der Umsatz um fünf Prozent auf 30,1 Milliarden Euro wuchs, ging der operative Gewinn um 36 Prozent auf 524 Millionen Euro zurück. Damit fiel er auch schwächer aus als von Analysten erwartet.
Verschärfung des Sparkurses
Erst im Oktober hatte Lufthansa-Chef Franz eine Verschärfung des Sparkurses angekündigt. Die bislang in Angriff genommenen Projekte wie das Programm „Score“ reichten nicht aus, um zusätzliche Belastungen auszugleichen, hiess es damals.
Für das Sanierungsprogramm gab die Lufthansa 2012 rund 160 Millionen Euro aus. Durch die eingeleiteten Personalkürzungen und weitere Schritte sollen sollen die jährlichen Kosten bis 2015 um 1,5 Milliarden Euro gesunken sein.
Zugleich profitierte die Lufthansa 2012 von einem Radikalschnitt bei der lange defizitären Tochter Austrian Airlines (AUA). Die Verlagerung des Betriebs auf deren Regionalflug-Ableger Tyrolean Airways schob den operativen Gewinn einmalig um 115 Millionen Euro in die Höhe.
Erfolgreiche Swiss
Auf Erfolgsspur war auch die Lufthansa-Tochter Swiss, die 2012 ihren Passagierrekord aus dem Vorjahr verbessern konnte.
Die Schweizer Fluggesellschaft beförderte im vergangenen Jahr über 15,8 Millionen Passagiere und damit 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Swiss führte mehr Flüge durch und konnte die Maschinen darüber hinaus besser auslasten. Die Zahl der durchgeführten Flüge stieg um ein halbes Prozent auf 150’860.
Die positive Entwicklung beim Passagieraufkommen lasse jedoch keine Rückschlüsse auf die Ertragslage zu, hatte die Swiss im Dezember mitgeteilt. Diese bleibe wegen der hohen Kerosinpreise bei gleichzeitig gesunkenen Ticketpreisen angespannt. Ihr Jahresergebnis veröffentlicht die Swiss am 15. März.
Bereits für den Winter hatte die Lufthansa wegen der schwierigen Ertragserlage ihr Flugangebot zusammengekürzt. Das Sitzplatzangebot sollte nach damaligen Angaben drei Prozent geringer ausfallen als ein Jahr zuvor. Zugleich stehen tausende Arbeitsplätze auf der Kippe. 3500 Stellen sollen alleine in der Verwaltung wegfallen, rund 700 Stellen könnten aus Deutschland ins Ausland verlagert werden.
Milliardeninvestitionen in die Flotte
Vor milliardenschweren Investitionen in modernere und damit meist sparsamere Flugzeuge schreckt der Vorstand dennoch nicht zurück. Acht Langstreckenjets und 100 Kurz- und Mittelstreckenmaschinen will Franz nun bestellen und dafür rund neun Milliarden Euro ausgeben. Die Auslieferung der Flugzeuge ist für die Jahre 2015 bis 2025 geplant.