Zwei Tage, nachdem in einer Fabrik im luzernischen Menznau vier Personen durch Schüsse getötet worden waren, hat die Polizei am Freitagmorgen den mutmasslichen Vorbesitzer der Waffe festgenommen. Zwei Verletzte schweben in Lebensgefahr, der Täter war vorbestraft.
Die Luzerner Staatsanwaltschaft teilte am Freitag mit, die Polizei habe einen 43-jährigen Mann aus dem Kanton Obwalden festgenommen. Es handle sich um den mutmasslichen Vorbesitzer der Tatwaffe, einer Sphinx Modell AT 380.
Die Untersuchungsbehörden wollen laut der Mitteilung abklären, wie die Waffe vom Vorbesitzer in die Hände des 42-Jährigen geraten war, der am Mittwochmorgen in der Firma Kronospan in Menznau das Feuer auf seine Arbeitskollegen eröffnet hat.
Ob der Obwaldner legal im Besitz der Waffe war, und ob er diese nur ausgeliehen oder weiterverkauft hatte, ist noch nicht abgeklärt, wie Simon Kopp, Sprecher der Strafuntersuchungsbehörden, auf Anfrage sagte.
Wegen Raubes vorbestraft
Die Behörden gaben am Freitag erstmals auch Details zum mutmasslichen Täter bekannt. Dieser war vorbestraft. Er war 1998 vom Kriminalgericht Luzern zu einer bedingten Gefängnisstrafe von zwölf Monaten verurteilt worden, weil er mit einem Kollegen eine Frau umgestossen und deren Tasche gestohlen hatte.
Der Holzverarbeiter Kronospan, bei welchem der Schütze jahrelang gearbeitet hatte, wusste nach eigenen Angaben nichts von der Vorstrafe.
Der Mann hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Er war 1991 aus dem Kosovo als Flüchtling in die Schweiz gekommen und später eingebürgert worden.
Der langjährige Mitarbeiter des Holzverarbeiters Kronospan hatte gezielt auf Arbeitskollegen geschossen und dabei drei von ihnen tödlich verletzt. Er wurde von der Polizei ebenfalls tot am Tatort vorgefunden.
Die Obduktion habe ergeben, dass der Täter vor Ort an einer Schussverletzung gestorben sei, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Wie er die Verletzungen erhalten habe, sei Gegenstand der Ermittlungen.
Verletzte weiterhin in kritischem Zustand
Ausser dem Schützen waren noch zwei Personen am Tatort gestorben, eine weitere Personen erlag am Donnerstag ihren Verletzungen. Eine leicht verletzte Person konnte das Spital verlassen. Fünf weitere Personen befanden sich am Freitag noch immer in Spitalpflege. Zwei davon seien in kritischem Zustand, schreibt die Staatsanwaltschaft.
Was am Mittwochmorgen am Tatort genau passierte, ist weiterhin unklar. Wichtige Einvernahmen hätten noch nicht durchgeführt werden können, weil die Zeugen verletzt seien, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Die Staatsanwaltschaft gab zur Klärung des Tatablaufs und des Motivs diverse Ermittlungen in Auftrag. Neben der Befragung von Zeugen gehören dazu auch ballistische, kriminaltechnische und Umfeldabklärungen.
Ein Abschiedsbrief sei beim Täter nicht gefunden worden, sagte Kopp. Nach bisherigem Erkenntnissstand seien alle Schüsse aus einer Waffe abgefeuert worden. Wie viele Schüsse gefallen seien, gaben die Behörden aber nicht bekannt.
Für die Bevölkerung von Menznau wurde für Freitagabend eine Gedenkfeier angesetzt. Für diese kündigten der Luzerner Regierungspräsident Guido Graf und die Sicherheitsdirektorin Yvonne Schärli ihre Teilnahme an.