Der Chef des französischen Luxusgüter-Konzerns LVMH, Bernard Arnault, bemüht sich um die belgische Staatsbürgerschaft. Entsprechende Medienberichte bestätigte Arnault, der als der reichste Mann Frankreichs gilt.
Die Berichte hatten landesweit Aufsehen erregt und wurden als Reaktion auf die Pläne von Präsident François Hollande gewertet, die Steuern für Spitzenverdiener auf 75 Prozent anzuheben. Hollande stellte inzwischen öffentlich Arnaults Patriotismus infrage.
Der Spitzensteuersatz liegt in Belgien deutlich niedriger. Der LVMH-Chef hat jedoch erklärt, sein Schritt habe nichts mit Steuerflucht zu tun. Der langjährige Vertraute des abgewählten konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy sagte, er strebe eine doppelte Staatsbürgerschaft an und werde weiter in Frankreich Steuern zahlen.
Klage gegen „Libération“
Die Debatte um Arnaults Belgien-Pläne nimmt in Frankreich bereits schrille Töne an. Arnault kündigte am Montag an, er werde gegen die linksgerichtete Zeitung „Libération“ Anzeige erstatten wegen „öffentlicher Beleidigung“.
„Libération“ hatte gleichentags auf der gesamten Titelseite ein grosses Foto von Arnault mit einem knallroten Koffer abgedruckt und mit dem Text überschrieben: „Hau ab, du reicher Idiot!“. Die Schlagzeile war offenbar eine Anspielung auf Sarkozy, der 2008 einen Mann, der ihm den Händedruck verweigert hatte, mit den Worten angefahren hatte: „Hau ab, du armer Idiot!“
In der Erklärung von Arnault hiess es, er habe „angesichts der extremen Vulgarität und der Heftigkeit des Titels der Tageszeitung“ keine andere Wahl, als Anzeige zu erstatten.
Reichster Mann Europas
Der Chef des Luxuskonzerns LVMH ist dem Magazin „Forbes“ zufolge mit einem Vermögen von 32 Milliarden Euro der reichste Mann Europas und der viertreichste Mann der Welt. Laut Schätzungen leben tausende wohlhabende Franzosen in Belgien, weil sie dort weniger Steuern zahlen. Sie stehen bei den Franzosen unter dem Generalverdacht der Steuerflucht.
Auch Hollandes Pläne für die Steuererhöhung für Reiche stehen in der Kritik. Die Gegner fürchten, dass deswegen Frankreichs Spitzentalente abwandern könnten.