Von Eurozentrismus keine Spur: Die Jurys des diesjährigen Filmfestivals Locarno sind von einer grossen geographischen Bandbreite geprägt. Ausserdem entscheidet ein branchenfremder Promi über die Preisträger des internationalen Wettbewerbs.
Der Zürcher Hans Ulrich Obrist, der in die Jury berufen wurde, ist ansonsten als Kurator und Schriftsteller tätig. 2009 wurde der Co-Direktor der Londoner Serpentine Gallery vom Kunstmagazin „ArtReview“ als „mächtigster Mann der Kunstbranche“ genannt.
Neben ihm sitzen der US-Regisseur Roger Avary („The Rules of Attraction“), der Südkoreaner Sang-soo Im („The Housemaid“) sowie die französische Regisseurin und Schauspielerin Noémie Lvovsky („Les Adieux à la reine“) in der Jury, wie das Festival del film am Mittwoch in einem Communiqué schreibt.
Bereits früher wurde bekannt, wer der Jury des internationalen Wettbewerbs vorsteht: Es ist Apichatpong Weerasethakul, der 2010 für seinen Film „Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives“ die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes erhielt.
Perry erneut in Locarno
Den Vorsitz der Jury des Concorso Cineasti del presente übernimmt der tschadische Regisseur Mahamat-Saleh Haroun („Un homme qui crie“). Für die Aufgabe als Juror wird zudem US-Regisseur Alex Ross Perry wieder nach Locarno reisen, wo er im Vorjahr seinen Independent-Hit „The Color Wheel“ präsentieren konnte.
Auch die portugiesische Schauspielerin Ana Moreira („Tabu“), der Schweizer ARTE-Produzent Luciano Rigolini und der malaysische Regisseur Yuhang Ho („At the End of Daybreak“) entscheiden über die Vergabe der Preise des Concorso Cineasti del presente. Die 65. Ausgabe des Filmfestivals findet vom 1. bis am 11. August statt.
Harsch in Kurzfilmjury
Die Sektion Pardi di domani, die Regisseurinnen und Regisseuren vorbehalten ist, die noch keinen langen Film realisiert haben, wird diesmal vom englischen Regisseur Mark Peploe präsidiert. Er schrieb mit Bernardo Bertolucci das Drehbuch zu „The Last Emperor“ (1987).
Ebenfalls in der Jury des Kurzfilmwettbewerbs sitzen der französische Regisseur Laurent Achard („Dernière séance“), Kleber Mendonça Filho („Neighbouring Sounds“) aus Brasilien sowie aus der Schweiz der Schauspieler Robin Harsch („Un autre homme“) und die Regisseurin Isabelle Mayor („100% Yssam“).