Märchenwald, Säuli-Augen und Bio-Unterricht in der Agglo

Warum ins Ausland jetten? Erholung und Entdeckungen gibt es auch ganz in der Nähe.

Schönes Baselbiet

(Bild: Sibylle Schürch)

Warum ins Ausland jetten? Erholung und Entdeckungen gibt es auch ganz in der Nähe.

Die Wälder und Felder zwischen den Gemeinden Reinach, Aesch, Ettingen, das war mein Kinderparadies. Heute ist es eine Gegend für entspannte Spaziergänge. Alleine, mit Kindern oder in einer Gruppe.

Wer gerne in eine Fantasiewelt eintaucht, kleine Schönheiten entdeckt, den Blick in die Weite mag und lieber spaziert als wandert, ist hier richtig. Hier wird kein Spektakel auf dem Tablett serviert, sondern das Kopfkino zum Laufen gebracht. Es gibt viel zu entdecken, ob im Nebel oder im Sonnenschein. Unabhängig vom Wetter: Ein paar Stunden in der Agglo machen glücklich.

Der Spaziergang beginnt beim Leyhaus der Reinacher Bürgergemeinde. Eine Tafel zeigt den Weg zum Waldlehrpfad und zum Skulpturenpfad. Nehmen wir den Märchenpfad. Der führt mitten durch den Leywald, wo man 46 Skulpturen aus der Märchenwelt begegnet. Schon das Tor ist furchteinflössend, zwei Drachen mit aufgesperrten Mäulern bewachen den Weg.

Angst vor der Hexe

Wer sich in den Wald hineintraut, trifft auf Holzfiguren, vom Wetter gezeichnet oder gespalten. Wir spielen das Spiel: Wer oder was ist die Figur, was ist die Geschichte? Wer die Geschichten zu den Figuren hören möchte, kann diese über einen QR-Code abrufen. 



Sklupturenpfad

Vom Wetter gezeichnet: Figur auf dem Skulpturenpfad. (Bild: Sibylle Schürch)

Es hat Tiere, Trolle und Schlösser, Schneewittchen mit allen Zwergen. Wo Schneewittchen ist, ist die Hexe nicht weit. Achtung, die ist nichts für kleine Kinder und grosse Schisshasen. Erstaunlich, wie eine Holzfigur einem Angst einjagen kann.

Am Ende des Märchenerlebnisses wartet ein grossartiger Ausblick. Der Blick geht auf die Felder, den Blauen und eine Feuerstelle. Holz hat es genug, auch Sitzbänke und eine überdimensionale Bank, die uns zu Zwergen macht, stehen parat.

Die Augen der Säuli

Nach der Pause geht es weiter über die Felder. Von der Anhöhe aus sieht man die Burgen Reichenstein, Birseck und Angenstein sowie die Ruine Pfeffingen. Und dann ist da noch das Goetheanum. So von weitem gesehen, fällt auf, wie gross dieses Gebäude ist. Woher es seine Form hat, sieht man, wenn man den Blick weiter schweifen lässt zum Gempen.

Nun aber weiter zum Schlatthof, einem Bauernhof der Christoph Merian Stiftung. Von dort aus werden die umliegenden Felder bestellt. Es gibt Kälber und Schweine, die Rede ist von Mutterkuhhaltung und Schweinemast. Machen wir uns nichts vor, es sind die Zutaten zum Klöpfer oder zur Kalbsbratwurst, die wir vorher an der Feuerstelle verspiesen haben.

Zuerst trifft man auf die Schweine. Sie wirken gesellig, kaum ist man da, rennen sie zum Gatter und stecken ihre Schnauze durch den Spalt. Diese Säuliaugen sind der Grund, warum ich kein Schweinefleisch esse. Der Schlatthof produziert biologisch, ist mit der Knospe von Bio Suisse zertifiziert. Unter Bio stelle ich mir allerdings saubere Tiere vor, die glücklich auf einer grünen Wiese weiden. Die Schweine hier sind dreckig, der Boden verschissen und eine Rutschpartie.

Weiter geht es zu den Kälbern, die ebenfalls ihre Hälse durchs Gatter stecken. Aus Neugier, oder weil sie in unseren Taschen Futter vermuten? Es ist fast wie im Streichelzoo. Wäre da nicht der Hofhund. Er hat einen schlechten Ruf. Reiter aus der Umgebung nehmen lieber einen Umweg.



Kalb

Fast wie im Streichelzoo: Die Kälber vom Schlatthof (Bild: Sibylle Schürch)

Wer es wagt, kann Richtung Westen abbiegen und von dort aus den Rückweg Richtung Leywald antreten. Wer mag, kann auf dem Rückweg einen Teil des Waldlehrpfades erleben. Man kann die Baumsorte raten oder erhält Informationen über den Wald. Es gibt keine angenehmere Art für Unterricht oder Nachhilfestunden in Bio, keinen besseren Weg, das eine oder andere Umweltanliegen jemandem näherzubringen.

Und dort im Wald irgendwo findet der aufmerksame Wanderer die Reste unseres Mädchen-Geheimclubs, die Buchstaben SPD in einen Baum eingraviert auf Kinder-Augenhöhe.

  • Anfahren
    Tram: 11er Tram bis Haltestelle Reinach Süd, 25 Minuten von der Basler Innenstadt aus. Der Ausgangspunkt ist zu Fuss in 10 Minuten Richtung Westen zu erreichen.
  • Auto: Autobahn bis Reinach Süd, Richtung Therwil fahren, Parkplatz Friedhof Fiechten. Von dort 5 Minuten zu Fuss in südlicher Richtung bis zum Leyhaus.
  • Im Rucksack
    Picknick vor dem Besuch des Schlatthofes: Klöpfer und Kalbsbratwurst. Nach dem Besuch: Vegiplätzli und Schlangenbrot. Zeitung zum Anfeuern, Zündhölzer, Sackmesser.
  • Zeit
    Der Eilige schafft es in eineinhalb Stunden, die Gemütlichen können zwei bis drei Stunden verweilen.
  • Geld
    Der billigste Ausflug überhaupt. Weit und breit keine Restaurants, Shopping Malls. Nicht mal ein Brunnen, um wie Hans im Glück sein Vermögen reinzuwerfen.

 

 

 

 

 

 

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