Der Südpol ist weit weg von der Schweiz und doch wichtig für die Forscher im Land. Milliardär Frederik Paulsen stellt jetzt bis zu zehn Millionen Franken für ein Schweizer Polarinstitut zur Verfügung. Warum? Antworten.
Die Schweiz bekommt ein eigenes Polarforschungsinstitut: Der schwedische Pharmaunternehmer und Wahlschweizer Frederik Paulsen investiert über die nächsten zehn Jahre sieben bis zehn Millionen Franken in den Aufbau und die Professur des neuen Swiss Polar Institutes (SPI). Das SPI wird an der ETH Lausanne ansässig sein und unter Schirmherrschaft des Staatssekretariates für Bildung, Forschung und Innovation stehen.
Wenn man sich auch wundern mag, was das Binnenland Schweiz mit Polarforschung am Hut hat: Polarforschung wird in der Schweiz an den bestehenden Hochschulen bereits betrieben. Für Detlef Günther, Vizepräsident der ETH Zürich, ist die Gründung des SPI aus wissenschaftlicher Sicht deshalb auch logisch, wie er gegenüber dem «Tages-Anzeiger» erklärt: «Wir haben in der Schweiz viele individuelle Forschungsgruppen, die Polarforschung betreiben, mit dem Institut lässt sich die Wissenschaft effizienter koordinieren.»
Die ETH Zürich und Lausanne, die Uni Bern und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) werden zukünftig ihre Expertise bündeln und gemeinsam im SPI arbeiten. Vertreter der existierenden Institute haben zwei Jahre am Aufbau des SPI gearbeitet und in einer Medienkonferenz am Montag über dessen Schaffung informiert. Von der neuen Plattform erhofft man sich verstärkte internationale Unterstützung. «Wir sind dann auf Augenhöhe mit der internationalen Forschergemeinschaft», sagte Thomas Stocker, Klimaforscher der Uni Bern.
Polarforschung ist wichtig, um den Klimawandel zu verstehen
In den Polarregionen ist der Klimawandel am deutlichsten zu spüren. Was sich an den Polen abspielt, ist für das klimatische Gleichgewicht des Planeten entscheidend. «Wir sehen das Eis buchstäblich vor unseren Augen dünner werden», sagte Paulsen, Verwaltungsratspräsident der Ferring Group, dessen Vermögen laut «Tages-Anzeiger» auf 2,75 Milliarden geschätzt wird. Es gelte deshalb, diese entlegenen und doch so bedeutenden Regionen besser zu verstehen.
So geht der Startschuss für das Swiss Polar Institute auch gleich einher mit der Ankündigung der Antarctic Circumnavigation Expedition (ACE), einer ehrgeizigen Expedition per Schiff rund um die Antarktis unter der Leitung des SPI. Frederik Paulsen unterstützt die Expedition mit 2,5 Millionen Franken. Die restlichen 500’000 Franken bringen die teilnehmenden Institutionen ein.
Ende Dezember 2016 werden rund 50 Forschende aus aller Welt an Bord des modernen Forschungsschiffs «Akademik Treshnikov» für drei Monate von Südafrika aus in See stechen. Die 22 Forschungsprojekte, die während der Antarktis-Umrundung durchgeführt werden, decken Glaziologie, Klimaforschung, Biologie und Ozeanografie ab. Die NZZ berichtet eingehend über die vier Schweizer Projekte, die an der Expedition teilhaben dürfen.
Knapp drei Monate werden die Forscher unterwegs sein. Während ihrer Expedition umrunden sie den Südpol. (Bild: EFPL / http://actu.epfl.ch)
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