Malenas Welt: Goldmedaille

Höchstleistungen werden bejubelt, die Methoden dahinter in Frage gestellt. Warum eigentlich?

Total legal, in schön künstlichen Farben und mit hinreissenden Namen: Sportler­drinks wie «Gatorade» und «Powerade». Erhältlich in Supermärkten für etwa 3 Franken; www.gatorade.ch; www.powerade.ch (Bild: Hans-Jörg Walter)

Höchstleistungen werden bejubelt, die Methoden dahinter in Frage gestellt. Warum eigentlich?

Der Mensch ist von Natur aus zu recht verblüffenden sportlichen Erfolgen fähig. Aber ebenso wie manche Zeitgenossen ein wenig Hilfe aus Gläsern oder Rauchwerk brauchen, um sich richtig zu entspannen, kann man Geist und Körper mit den richtigen Mittelchen auch zu Höchstleistungen bringen.

Wenn man mit Letzterem Geld verdient, kommt die Hilfe aus dem Reagenzglas aber überhaupt nicht in Frage: zum einen, weil es dem Körper meist schadet, vor allem aber, weil es ungerecht ist. Natürlich ist das Leben per se ungerecht, doch mit den unterschiedlichen Voraussetzungen, mit denen Mutter Natur ihre Kinder ausrüstet, haben sich die meisten mehr oder weniger abgefunden.

Wenn man aber mit Geld zu Vorteilen kommt, bringt das Unfrieden mit sich. Ebenso wie Eigenblut-Transfusionen werden deshalb auch Vorbereitungskurse im Hinblick auf die Gymnasiumsprüfung vielerorts kritisch diskutiert. Durch Strafen und öffentliche Häme lassen sich vorläufig allerdings weder Profisportler noch ihre Ärzte vom Pimpen der Muskeln und der Ausdauer auf­halten – die Empörung über die ­Gymiprüfug ist noch nicht so weit fortgeschritten.

Dabei bringen illegale leistungssteigernde Substanzen der Menschheit neben den offensichtlichen Nachteilen durchaus auch Vorteile: Für ihre Entdeckung braucht es Personal, und Arbeitsplätze sind immer gut. Zudem macht die Wissenschaft Fortschritte auf dem Weg zum Supermenschen. Vielleicht wäre eine Doping-WM die Lösung, in der Ärzte und Chemiker ihre Schützlinge in eigenen Disziplinen gegeneinander antreten lassen.

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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 16.08.13

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