Nicht nur die Augen, auch die Brauen können viel erzählen.
Die Gesichter von Comicfiguren sind oftmals auf nur wenige Striche reduziert; umso wichtiger ist die Aussagekraft jeder einzelnen Linie. Besonders die Augenbrauen sind unverzichtbar für verschiedene Gesichtsausdrücke und somit das Darstellen von Gefühlen.
Auch echte Menschen machen ein grosses Gedöns um die Härchen über den Augen, und wenn man sich die letzten hundert Jahre Modegeschichte im Schnelldurchlauf vorstellt, sieht man eine wechselnde Palette von Emotionen, welche durch die Haarbögen dargestellt werden. Je nach Trend schauten Frauen aufgrund ihrer Brauenform überrascht, fragend, arrogant, zornig oder wild in die Gegend.
In den letzten Jahren wechselten die Tendenzen immer rascher: Auf saubere, elegante Linien folgten dramatisch dichte Gewächse. Das stellt den natürlichen Haarwuchs natürlich vor unlösbare Probleme – wenn man gemäss der dünnen Brauenmode zu viel gezupft hat, dann wächst da irgendwann nichts mehr nach.
Macht aber nichts, mithilfe spezieller Stifte zeichnet man sich ratz-fatz zwei topmodische Linien auf die Stirn, die man dann abends vor dem Schlafengehen wieder entfernt. Dieses System bringt auch all jenen grosse Vorteile, die als Folge von Botox oder der Schönheitschirurgie Schwierigkeiten haben, unterschiedliche Emotionen auszudrücken.
Man muss sich allerdings morgens nach dem Aufstehen schon entscheiden, wie man tagsüber so aufgelegt sein wird – oder während eines Streitgesprächs schnell verschwinden, um die passenden Brauen aufzulegen.
Augenbrauenstift «Crayon à Sourcils Poudre» von Dior mit integrierter Bürste, in fünf Farben erhältlich, je etwa 32 Franken z. B. bei Douglas, Freie Strasse 37, Basel; www.dior.com
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Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 12.07.13