Auch die Mülltrennung könnte deutlich fantasievoller sein.
Erwachsene Menschen basteln meist nicht mehr so viel wie Kinder. Das ist nicht ganz unproblematisch, da die feinmotorischen Fähigkeiten sich so zurückentwickeln können. Und vom Knöpfe- respektive Tastendrücken erhält man sie nicht am Leben, egal, wie klein die Buchstaben auf dem Touchscreen auch sein mögen.
Es ist sehr zu bedauern, dass die Schweizer Regierung eine eigentlich naheliegende Möglichkeit zur Weiterentwicklung der eidgenössischen Fingerfertigkeit völlig ausser Acht lässt: Die Mülltrennung, insbesondere die Altpapiersammlung. Jeder Haushalt ist sowieso gezwungen, sein überflüssig gewordenes, da ausgelesenes Papier sorgfältig zu sortieren, ordentlich zu bündeln und zusammenzubinden. Wer das nicht tut, der bleibt auf seinen Papierstapeln sitzen.
Wie einfach wäre es doch, diese Bürgerpflicht auszubauen und sie jede Abholperiode verschieden zu gestalten. Die Schnur könnte zu einer Kordel gedreht, gehäkelt oder geflochten werden. Auch Strickliesel würden sich wieder einer grösseren Beliebtheit erfreuen. Das Papier wiederum könnte zu Kranichen gefaltet werden, zu Schweizerkreuzen – oder vielleicht zu Papierfliegern.
Letzterer Vorschlag beweist, dass so sogar aktuelle politische Themen der breiten Bevölkerung auf ganz neue Art und Weise nähergebracht werden könnten.
Statt aber diesen starken Quell der Kreativität und der Aufklärung zu nutzen, vernachlässigt man ihn sträflich und stapelt alte Zeitungen, Verpackungen und Magazine in genormte, rechtwinklige Metallgestelle, die nicht ohne Grund Gefängnissen ähneln.
Altpapiersammler aus Metall, Fr. 29.90, bei Micasa, MParc Dreispitz, Münchensteinerstrasse 200, Basel; www.micasa.ch
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Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 04.10.13