Malenas Welt: Verbotene Früchte

Auch wer alles richtig ­ machen möchte, erliegt manchen Verlockungen.

«Ponchito»-Überraschungseier gibt es zum Beispiel bei Vitalis Bioladen und Drogerie, Güterstrasse 203. (Bild: Nils Fisch)

Auch wer alles richtig ­ machen möchte, erliegt manchen Verlockungen.

Es ist so schwierig, ein guter Mensch zu sein. Fernreisen vergrössern den ökologischen Fussabdruck ins Unermessliche – aber es ist so spannend, irgendwo anders zu sein. Oft auch wärmer. Und mit Strand. Zudem erweitert Reisen den Horizont. Und man könnte sonst nicht mitreden, wenn sich andere bewusst lebende Menschen über Yoga in Indien und Tempel in Bhutan unterhalten.

Überhaupt ist umwelt-, gesundheits- und menschenfreundliches ­Leben manchmal sehr freudlos. Es ist ein wenig so, als müsste man sich ständig selbst erziehen: Zucker ist böse, der macht genauso süchtig wie Heroin. Kosmetik ist böse, da Chemie. Fleisch ist böse, da Fleisch. Fernsehschauen ist böse, da es dumm macht. Ausser Arte, natürlich. Sehr anstrengend, die Sache.

Ganz besonders kritisch wird es, wenn man noch jemanden zum Erziehen hat, zum Beispiel Kinder. Da kann man sich kaum selbst ­zügeln, und dann muss man, geschwächt durch fortgesetzten Schlafentzug, noch Schutzbedürftige von den Versuchungen der modernen Welt fernhalten!

Das andere Überraschungsei

Zum Glück gibt es die Industrie, welche auch bewusst Lebenden helfend die Hand entgegenstreckt. Darin liegt ein Überraschungsei, das dem «echten» täuschend ähnlich sieht. «Ponchito» aber besteht aus Fair­trade-Bio-Schokolade und birgt in seinem Inneren ein Geschenk aus Holzwolle-Bast, das von glücklichen Arbeitern gefertigt wurde. Aber ­irgendwie ist ein Buchzeichen aus Filz kein Ersatz für ein Nilpferd aus Plastik, und die Schokolade ist nur braun, nicht braun-weiss.

Manche ­Sachen machen nur Spass, wenn sie verboten sind. Die gute Nachricht: Je bewusster man lebt, desto mehr dieser Dinge gibt es.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 26.04.13

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