Malenas Welt: Zugabe

Was mit Prämien daherkommt, ist mit Vorsicht zu geniessen.

Wenn man am Kiosk das Regal mit den Kinderzeitschriften findet, fühlt man sich wie im Spielzeugladen: Die bunt bedruckten Blättchen sind kaum noch zu sehen, weil sie mit Plastikgerümpel behangen sind. ­Barbie-Armbändchen, Skelette zum ­Zusammenbauen, Handyhüllen, ­Walkie-Talkies und Schaffnerkellen.

Das Konzept gibts schon lange. Kindern soll so wohl plastisch vor ­Augen geführt werden, dass Lesen ­einen echten Mehrwert mit sich bringt. ­Zudem ist es sicher pädagogisch sinnvoll, sich schon in jungen Jahren in Rollenspielen auf einen vernünftigen Beruf wie Knochenforscher oder Zugbegleiter vorzubereiten.

Auch wer als Erwachsener ein Zeitschriftenabo löst, erhält oft eine Prämie in Form von Erwachsenen­gerümpel: eine Uhr, die so leicht ist, dass sie auch auf dem «Prinzessin Lillifee»-Magazin kleben könnte, ­einen Koffer, der beim Rollen bockt wie ein schlecht gelauntes Pony, oder ein krächzendes Radio. Natürlich gibts auch tolle Prämien – aber nur, wenn man teuren Lesestoff kauft.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass man sich nie mit nur einer Sache zufrieden gibt, wenn man an stän­­digen Mehrwert gewöhnt ist. So ­versuchen etwa manche Menschen im Ernst, Beruf und Familie zu vereinbaren. Oder sie schauen fern, während sie kochen und arbeiten beim Essen.

Das ist nicht ungefährlich. Soziale Kontakte können einschlafen, wenn man ständig auf dem Smartphone herumtippt, während man mit anderen Leuten spricht. Es sollte einem also alles verdächtig vorkommen, das noch eine Zugabe braucht, um richtig wertvoll zu sein.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Viele Printmedien gibts auch als App – auf ein iPad kann man ­keine Schaffnerkelle kleben.